Rundum Aschermittwoch in Bayern

■ Franz Josef Strauß redete zum 34.Mal auf dem „politischen Aschermittwoch“ der CSU / SPD-Vorsitzender Schöfberger versuchte zu konkurrieren / 50 Jugendliche protestierten mit Rosa-Luxemburg-Zitat

Berlin (ap/dpa/taz) – Beim 35.Aschermittwochstreffen der CSU bekräftigte Ministerpräsident Franz Josef Strauß den Anspruch seiner Partei, Einfluß auf die Bundespolitik zu nehmen. „Nicht bestimmen, aber mitbestimmen“ lautete die nebulöse Formel des CSU-Chefs.

Strauß von rund 7.000 Stück Parteivolk sehnlich erwarteter und oft beklatschter Auftritt lieferte wieder die bekannte Mischung aus rechtskonservativer Argumentation und neurotisch- realitätsfremden Tobsüchtigkeiten. Gewarnt wurde vor SPD und Grünen, die „grün wohnen, rot wählen und schwarz arbeiten“. Gelobt wurde die CDU Schleswig- Holsteins: „Intakt und integer“ ist sie für Strauß, auch wenn dort einige Fehler gemacht wurden. Geschärft wurde das Volksbewußtsein für die fernöstliche Konkurrenz. Sich „auf die asiatischen Märkte einstellen“ heißt dann: „Wir werden wieder lernen müssen, mehr zu arbeiten.“ Mit der SPD kann das nichts werden, sie läßt sich von „grün-chlorophyll angehauchten Schichten“ leiten. Der Reagan-Gorbatschow Vertrag über Mittelstrecken-Abrüstung hat nur dann Sinn, wenn er „eine Art Büchsenöffner-Funk tion“ für weiteres Abrüsten habe. Dafür hat dann vor allem noch ein „massiver asymmetrischer Abbau der konventionellen Waffen“ stattzufinden. Hier schließt sich zwanglos der Aschermittwochsauftritt des bayrischen SPD-Vorsitzenden Schöfberger in Vilsho fen an: Wenn die Strauß-Reden noch eine Viertelstunde länger dauerten, zwei Wortmeldungen weniger vorlägen und das Alter der Delegierten um drei Jahre steige, sagte der Sozialdemokrat, dann unterscheide sich das Treffen nur noch durch die reichlich vorhandenen Trachtenanzüge vom Obersten Sowjet. Einen noch gelungeneren Ost-West-Zusammenhang stellten 50 Jugendliche her: Sie hielten ein Transparent mit dem Rosa-Luxemburg-Zitat über die „Freiheit des Andersdenkenden“ hoch, das ihnen prompt entrissen wurde. (Über Verhaftungen oder Ausweisungen Richtung DDR wurde nichts bekannt.) Die Jugendlichen, aus Passau und Umgebung, gehören teilweise kirchlichen Gruppen an.

Die Grünen verlautbarten zum Aschermittwoch, nach dem Verwaltungsgerichts-Urteil gegen den WAA-Bebauungsplan könne man über das weitere Vorgehen des Wackersdorfer Widerstands erst nach der schriftlichen Urteilsbegründung entscheiden. Die Grünen haben also, wie Strauß fordert, ihren „Beitrag zur geistigen Ordnung der Gesellschaft“ geleistet. Strauß selbst stützte Waldheim: Ehe dieser die „Kriegsmaschinerie der Nationalsozialisten“ hätte aufhalten können, „kann eher eine Hauskatze einen D-Zug aufhalten“. kno