Namibia streikt gegen Bothas Truppen

Zur Unterstützung des seit bereits März anhaltenden Schülerprotestes gegen die Besetzung ihres Landes streiken in Namibia seit gestern Tausende von Arbeitern  ■  Von Michael Fischer

Berlin (taz) - Mit Gewalt hat die südafrikanische Polizei in Namibia am Montag versucht, Tausende von streikenden Arbeitern zur Arbeit zu zwingen. Die Gewerkschaften der schwarzen Bevölkerungsmehrheit haben für Montag und Dienstag zu einem zweitägigen Generalstreik aufgerufen. Damit wollen sie die 40.000 namibischen Schüler unterstützen, die seit März gegen die Besetzung ihres Landes durch rund 80.000 südafrikanische Soldaten und die Nutzung ihrer Schulen als Militärlager protestieren.

Paoud Vries von der Zeitung 'The Namibian‘, deren Herausgeberin Gwen Lister am Freitag wegen eines Berichts über die geplante Ausweitung des Ausnahmezustands in Namibia verhaftet worden war, berichtete, daß der Streikaufruf des Gewerkschaftsdachverbands NUNW am Montag weitgehend befolgt wurde. Vor allem die gut organisierten Minenarbeiter erschienen nicht zur Arbeit, obwohl die Marionettenregierung starke Verbände der südafrikanischen Sicherheitskräfte in die schwarzen Townships schickte, um die Arbeiter einzuschüchtern. Der Generalsekretär der namibischen Minengewerkschaft, Ben Ulenga, erklärte, der Streik sei ein riesiger Erfolg. Die 60.000 Gewerkschaftsmitglieder würden es sich nicht mehr länger gefallen lassen, daß Bothas Schergen ihre Kinder mißhandelten, einsperrten und als lebende Zielscheiben benutzten. Sie verlangen, daß Militärbasen bei Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen im nördlichen Kriegsgebiet sofort geschlossen und die politischen Gefangenen freigelassen werden. Seit mehr als 20 Jahren führt die südafrikanische Besatzungsarmee im Norden Krieg gegen die Guerillas der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO. Dabei geraten gerade Kinder häufig in die Schußlinie. Fortsetzung Seite 6

s. auch Interview S. 6

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Wie das Kommunikationszentrum Namibias berichtete, weigerte sich der südafrikanische Statthalter in Namibia, Louis Pienaar, bisher, die Militärlager zu verlegen. Er behauptete, daß sie dem „Schutz der Kinder“ dienen. Als Lösung schlug er vor, Bunker für die Schüler zu bauen. Paoud Vries erklärte dagegen, daß ein Teil der Schulen auf Militärgelände gebaut worden war, um die Schüler besser kontrollieren zu können.

In nur wenigen Wochen hatte sich der Streik seit März auf fast alle schwarzen Schulen des Landes ausgeweitet. Zunächst schlugen die Besatzungstruppen mit Tränengas, Gummigeschossen und den berüchtigten Stockpeitschen zurück. Jetzt, so erklärte der Bildungssekretär der SWAPO, Nahas Angula, plane die Marionettenregierung, den Ausnahmezustand auf das ganz Land auszuweiten, um den Protest in Griff zu bekommen.

Namibia ist die letzte Kolonie Afrikas. Das ehemalige deutsche Schutzgebiet wird seit 1915 von Südafrika verwaltet, seit 1966 ist es von Apartheid-Truppen völkerrechtswidrig besetzt. Die von Südafrika eingesetzte Interimsregierung hat nur beschränkte Machtbefugnis. Sie wird sowohl von der Bevölkerungsmehrheit als auch der politischen Opposition abgelehnt.