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Null Durchblick nach Giftklau

■ Dem Umweltsenator ist unbekannt, was bei Pintsch geklaut wurde / Flüssigkeiten vor Einlagerung mit der Nase klassifiziert / Einbruchschutz: Schlichte Holzplatte

Mehrere kräftige Fußtritte von erheblicher Gewalt gegen die nur mit einer Spanplatte verstärkte Holztür genügten den Einbrechern, sagte gestern Polizeisprecher Glaser. Sie drangen Mittwoch nacht in einen Keller auf dem Pintsch -Gelände ein und ließen möglicherweise hochgiftige Altchemikalien mitgehen. Dem Senat war gestern nicht bekannt, ob und wieviel der giftigen Lösungsmittel aus dem ehemaligen Labor der Altölaufbereitung gestohlen wurden. Auch der Aufruf des Umweltsenators an die Einbrecher, das Gift anonym zurückzugeben, blieb bisher ohne Ergebnis, teilte Starnicks Sprecher Kundt mit. Daß in dem Raum hochtoxische Flüssigkeiten lagerten, wußte der Umweltsenat seit Anfang dieses Jahres. Die Gifte wurden nur Geruchstests unterzogen und als giftiger Sondermüll klassifiziert. Die Fenster und Türen des Kellers verbarrikadierten Arbeiter, die seit 1984 Grundwasser und Boden auf dem Pintsch-Gelände in Britz sanieren, mit Brettern und Spanplatten. Nachts patroulliert auf dem Gift-Arreal ein Wächter. Senatssprecher Kundt: „Wer einbrechen will, bricht ein. Es gibt einen gewissen Grad von Sicherheit, der kann nicht überschritten werden. Es sei denn, man baut einen Bunker.“ Mitarbeiter der Stadtreinigung, die die Giftbehälter momentan in dem Keller zwecks Abtransport vorsortieren, entdeckten den Einbruch am Donnerstag vormittag. AL-Umweltexperte Thomas Schwilling zu dieser Form von Zwischenlagerung: „Nach dem Abfallgesetz ist das gar nicht erlaubt, in dem Keller gibt's im Brandfall ja nicht einmal eine Sprinckler-Anlage.“

Hans-Hermann Kotte

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