piwik no script img

Schwer im Kommen

■ „Machos und Karrierefrauen“, Freitagnacht, Fr.5.8., 22 Uhr

Freitagnacht“ ist die mit Abstand beste Talkshow seit Erfindung der Glotze. Und neben der „Sportschau“ eine der wenigen Sendungen, auf die man gespannt sein und sich freuen kann. Niemand macht so schön seine Gäste zur Sau, niemand schlüpft so selbstverständlich in kunstvollen Goldbrokat -Spitzen-Glitzer-Glimmer-Fummel wie Lea Rosh, niemand führt so resolut gekonnt Regie. Die Frau ist patent, hat Biß und Charme, man könnte fast ehrfürchtig werden - aber genug des Lobes.

Schauspieler Klaus Löwitsch spielte - wieder mal - den Bösewicht. Rosh: „Sie hängen hier den Macho raus.“ Löwitsch: „Das hab ich Ihnen ja versprochen.“ So flegelte sich der Schauspieler mit überhängender Wampe fett und arrogant im Sessel (glänzend parodiert von Alice Schwarzer), und machte es den Damen leicht. Inhaltlich schachmatt, ist von ihm nur der Satz übriggeblieben, daß „die Beziehungen zwischen Mann und Frau zum subtilsten und sensibelsten gehören, was es in der Konfrontation zwischen Menschen gibt.“ Naja! Löwitsch bekam schnell Rollen- und vermutlich Alkoholprobleme und stieg auf halber Strecke entnervt aus. „Ich mache die Balgerei nicht mehr mit.“ Und dabei ist er ein so glänzender Schauspieler.

Rüpel Löwitsch verdeckte den Blick auf Klaus Bölling. Der Ex-Regierungssprecher, ganz eitler Fatzke, mit „Spurenelementen eines Machos“, von seinen eigenen Worten entzückt, Bebel-belesen und aufgeblasen, wurde zu Unrecht geschont.

Heide Simonis ist anstrengend. Die neue Kieler Frauenministerin quatscht einfach zu schnell und zu atemlos. Und die Geschichte vom professoralen Ehemann, der zu blöd ist, um die Bunt- von der Feinwäsche zu sortieren, wirkt nur noch peinlich.

Ansonsten wurde - wie immer - lebendig gestritten. CSU -Emanze Michaela Geiger ist gegen die Quotierung, wie könnte sie in der CSU dafür sein. Aber sie argumentiert geschickt: Die Quotierung sei ein Reservat, und Reservate seien für aussterbende Tiere gedacht. Die Frauen hätten so etwas nicht mehr nötig, sie seien ohnehin schwer im Kommen. Wow.

Alice Schwarzer war auch in ihrer fünfhundertsten Talkshow zum Frauenthema glänzend, unglaublich gut. Sie hört zu und argumentiert ohne Schubladen. Bis auf Geiger waren sich die Frauen einig. Auf dem Frauenticket machen viele Karriere, die sich einen Dreck um die Frauen scheren. Aber sie sollen trotzdem in die Parlamente. Die Quotierung soll die Bresche schlagen, soll die Strukturen der Arbeitswelt knacken. Dennoch, die Illusionen sind längst geplatzt. „Tut mal ein paar Mädels rein, und die machen das dann alles anders, nee, so nich'“ (Heide Simonis). Wäre der Schnelle Brüter von Frauen nicht gebaut worden? Ist der Jäger 90 ein Männerspielzeug? Gute Frage.

Es gab auch ein paar Antworten. Lea Rosh: „Ich kann den Mann nicht verstehen, der zu Hause ein Muttchen haben will.“ Und: „Schätzchen, entweder bäckst du jetzt die Weihnachtsplätzchen, oder es gibt keine.“

Der Politologe Peter Grottian und die DDR-Schriftstellerin Monika Maron blieben, klug, aber reserviert, beide im Hintergrund. Von den Grünen war gleich gar niemand mehr eingeladen worden. Warum eigentlich nicht?

Manfred Kriener

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen