: Perfide Abrißwünsche
■ Abriß der Siedlung Schlierbacher Weg politisch gefördert, obwohl Gutachten erhaltungswürdigen Zustand belegen / Antwort auf Kleine Anfrage „bearbeitet“
Durch politische Einflußnahme der CDU soll der umstrittene Abriß der Siedlung am Schlierbacher Weg in Buckow durchgedrückt werden, obwohl bis jetzt unter Verschluß gehaltene Gutachten belegen, daß man sie erhalten kann, wie es die Mieter seit Jahren fordern. Dies belege die Antwort auf eine von ihm gestellte Kleine Anfrage, erklärte der AL -Abgeordnete Härtig.
Entscheidende Passagen seien aus der monatelang zurückgehaltenen Antwort gestrichen worden, so Härtig, offenbar auf Druck des Neuköllner Baustadtrats Branoner (CDU), dessen Partei für den Abriß ist. Schon einmal hatte das Bezirksamt versucht, mit einem Gutachten den Abriß der 171 preiswerten Wohnungen durchzudrücken, das dort eine „unerwünschte Häufung sozial Schwacher“ ausmachte, um dann teure Eigenheime bauen zu lassen. Nach Protesten der Mieter gab Branoner zwei weitere Gutachten in Auftrag, nach deren Ergebnissen Härtig im Juli fragte. Ein noch im gleichen Monat fertiger Antwort-Entwurf auf diese Frage war von der Senatsbauverwaltung nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden. Sie fiel für den Erhalt der Siedlung aus.
Dort hatte es geheißen, „sämtliche Schäden und konstruktive Mängel“ ließen sich „technisch beheben“, die „langfristige Vermietbarkeit“ nach Modernisierung sei belegt. Weiter wünschten 82% der Haushalte den Erhalt ihrer Siedlung. 12% Abriß und Neubau. Nur 3% der Mieter wollten ausziehen. Die Wünsche einzelner Haushalte nach Wohnungsvergrößerung seien abzudecken. Alle diese Passagen sind aus der jetzt veröffentlichten Fassung gestrichen. Dahinter vermutet Härtig den Einfluß des Baustadtrates.
Dies wurde von der Senatsbauverwaltung auf taz-Anfrage nicht bestätigt. Es sei üblich, daß Antworten auf Kleine Anfragen überarbeitet würden. Man wolle eine für die Mieter sozialverträgliche Lösung, der Eigenheimbau im Programm für kosten- und flächensparendes Bauen sei vom Tisch. Es gebe eine Tendenz hin zum Abriß und Sozialneubau, da dann mehr Wohnungen als bei Modernisierung entstünden. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, aufgrund derer man Entscheidungen treffen werde, werde den Mietern am 19.10. vorgestellt.
esch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen