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Allendes Witwe zurück in Chile

Nach 15 Jahren Exil kehrte Hortensia Bussi nach Chile zurück / Hunderttausende bei einem Konzert der ebenfalls heimgekehrten „Inti Illimani“  ■  Aus Santiago Thomas Schmid

Nicht durch die Hintertür, sondern durch das Hauptportal werde sie zurückkehren. Das hatte Hortensia Bussi, Witwe des 1973 beim Putsch Pinochets ermordeten Präsidenten Salvador Allende, immer wieder betont. Am Samstag war es nun soweit. Nach 15 Jahren Exil in Mexiko traf „Dona Tencha“, wie sie der Volksmund liebevoll und mit Respekt nennt, auf dem internationalen Flughafen von Santiago de Chile ein. Etwa 1.000 Personen waren zu ihrer Begrüßung erschienen - mehr hatte die Diktatur nicht zugelassen.

Unter dem Blitzlichtgewitter von über 100 Fotografen umarmte die Rückkehrerin zunächst ihre Tochter Isabel Allende, die vor drei Wochen aus ihrem Exil in Buenos Aires in Chile eingetroffen war, dann eine Reihe älterer Herren Minister und Spitzenpolitiker aus der Allende-Zeit -, die feierlich die Nationalhymne angestimmt hatten. Noch im Flughafengebäude betonte Hortensia Bussi in einer Ansprache, sie bringe weder Groll- noch Rachegefühle mit, denn „unsere Botschaft ist nicht die Angst, sondern die Hoffnung, nicht der Haß, sondern die Freude, nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft“. Unter Tränen erinnerte sie an ihre Tochter Beatriz, die sich 1977 im kubanischen Exil das Leben genommen hatte, und an ihren Gatten Salvador Allende, der kurz vor seinem Tod im bombardierten Präsidentenpalast noch vom Tag geträumt habe, an dem „die Chilenen vereint auf den großen Alleen der Freiheit gehen“. Tausende von Pobladores, Bewohner der Armenviertel, säumten die etwa zehn Kilometer lange Ausfallstraße in die Stadt, um die Witwe des letzten verfassungsmäßigen Präsidenten Chiles zu empfangen. Tausende von Fahnen, überall winkende Kinder, hupende Autos, singende Menschen. Hortensia Bussi war wirklich durchs Haupttor zurückgekehrt.

Wenige Stunden später zogen Hunderttausende in den Süden der Hauptstadt zum Armenviertel La Bandera, um ganz andere Fortsetzung Seite 2

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Rückkehrer zu feiern. Zusammen mit der Gruppe „Illapu“, die nach einer Auslandstournee 1979 nicht mehr in ihr Heimatland einreisen durfte, gaben die „Inti Illimani“ ein Konzert. Die Band, die mit ihren Liedern über den chilenischen Alltag und Allendes Revolution Weltberühmtheit erlangte, war vor einer Woche erst - ebenfalls nach 15jährigem Exil - nach Chile zurückgekehrt. Es wurde eine Maxifete, wie sie Santiago unter der Diktatur wohl selten erlebt hat. Unter strahlend blauem Himmel vor der Kulisse der verschneiten Anden cordilliere, die sich gegen Abend rötlich färbte, feierte eine riesige Menschenmenge unter einem Meer von Tausenden von Spruchbändern und Fahnen die Rückkehr der sechs „Inti Illimani“. Und die Massen, zu einem großen Teil jugendliche Pobladores, die den Putsch Pinochets höchstens als Kinder erlebt haben, wollten nicht so sehr die Songs aus dem neuen Exil-Repertoire der Gruppe hören, sondern die von der „Chicha-Verkäuferin“ und von den Meneros in der Wüste, Lieder, die zur Zeit Allendes um die Welt gingen. Als die „Inti Illimani“ dann schließlich das Lied vom „vereinten Volk, das nie besiegt wird“, anstimmten, sangen Hunderttausende mit, tanzten, umarmten sich. Santiago, elf Tage, bevor das chilenische Volk „Ja“ oder „Nein“ zu Pinochet sagen wird.

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