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Bayerns Strauß ist tot Ein Feindbild weniger

■ Nach dem Kreislaufkollaps starb der CSU-Chef in Regensburg / Trauermusik in Bayern, Tränen auf den Straßen, Trauerflaggen in der Republik / Weizsäcker lobt bleibende Verdienste des „großen Gründungsvaters“

Regensburg (taz) - Zum Schluß kam das Ende des Politikers Strauß doch noch überraschend. Der 73jährige Ex-Minister, Ex -Kanzlerkandidat, Ministerpräsident und CSU-Alleinherrscher starb gestern um 11.45 Uhr im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Strauß-Leibarzt Agirov meinte abschließend: „Am Ende muß man eingestehen, daß es ein Schicksalsverlauf ist.“

Das Schicksal hatte am Samstag mit dem Kollaps des Bayern -Chefs in den Wäldern des Fürsten von Thurn und Taxis seinen Anlauf genommen; zum Schluß sprachen die sieben Ärzte im offiziellen Bulletin dann von „Kreislaufkollaps mit nachfolgender Reanimation“ und „Multiorganversagen, welches vornehmlich das Herz-Kreilaufsystem, die Lunge und die Nieren betraf“.

Am Wochenende hatten die Ärzte zunächst noch erklärt, eine vollständige Genesung des Patienten sei noch möglich, zuletzt war der Zustand Strauß‘ als „stabil“ bezeichnet worden. Die Nachricht vom Tod des Politikers wurde zuerst vom Bayerischen Rundfunk veröffentlicht. Selbst Journalisten, die am Krankenhaus in Regensburg warteten, reagierten darauf überrascht. Mit der Meldung schaltet der Rundfunk auf Trauermusik um. Im Dom von Regensburg hatten am Vortag noch mehrere tausend Menschen für den Patienten gebeten.

In der Innenstadt brachen PassentInnen gestern vereinzelt in Tränen aus, als sie vom Tod des Regierungschefs erfuhren. Innenminister Zimmermann ordnete Trauerbeflaggung für die gesamte Bundesrepublik an. Kanzler Kohl, der gestern zunächst noch von Indonsien nach Australien aufbrach, entschloß sich nach dem Tod des Bayern seine Pazifikreise abzubrechen und nach Bonn zurückzukehren. Die Lawine von Nachrufen und Kondolenzschreiben, die durch den Tod des CSU -Chefs ausgelöst wurde, war gestern vor allem durch den Begriff „große Persönlichkeit der deutschen Nachkriegsgeschichte“ geprägt.

Bundespräsident von Weizsäcker lobte Strauß‘ „unbeugsame Freiheitsliebe und eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat“, Genscher seinen „unersetzbaren Beitrag zum Aufbau der Demokratie“ und Kohl sah ihn als einen der „großen Gründungsväter“, und SPD-Chef Vogel stellte fest: „Strauß und die deutschen Sozialdemokraten standen sich während der weitaus längsten Zeit in offener Gegnerschaft gegenüber.“ Dagegen steht für die Grünen der Name Strauß „für Kalten Krieg, Aufrüstung, Atompolitik und obrigkeitsstaatliches Politikverständnis“.

Prompte Reaktionen auch aus zahlreichen Hauptstädten der Welt. So stellte 'TASS‘ fest: Strauß „war gerade in den letzten Jahren gezwungen, den Realitäten der heutigen Welt in bestimmtem Maße Rechnung zu tragen“.

wg/ar Siehe Seite 2, 3 und 4

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