LEUTE VON HEUTE: KLATSCH VON GESTERN:
■ u.a. Hans-Georg Lorenz/Rainer Kabel/Elmar Kraushaar/Eberhard Diepgen/Wolfgang Krüger
Eine schöne Fehlleistung leistete sich Hans-Georg Lorenz, stellvertretender Landes- und Fraktionsvorsitzender der SPD, am Wochenende bei einer Diskussion über innere Sicherheit: „Wenn ich dann mal Regierender Bürgermeister bin...“, hob er eine visionäre Schilderung an, was aber sofort im lauten Gelächter der Genossen unterging. Bei manchem löst auch schon die Vorstellung, daß HaGe Innensenator im sogenannten Schattenkabinett von Walter Momper werden soll, Heiterkeit aus.
Erstaunen löste Professor Rainer Kabel bei ausländischen Journalisten aus, denen der SFB-Medienwissenschaftler und frühere Berufsoptimist in Sachen Neue Medien eine durchweg trübe Schilderung der Medienstadt Berlin lieferte. So nahm es letztlich niemand Wunder, als Kabel gestand, daß er bis heute privat nicht über einen eigenen Kabelanschluß verfügt.
Konkurrenz aus der alternativen Ecke droht in diesem Jahr der alle Jahre wieder stattfindenden Bikini-, Bein- und Nabelschau „Miss Germany '88“: Während der Besitzer der Disko Eden auf die Männermassen wartet, bereitet Jacques Ihle das Loft für die erste Gegenveranstaltung „Mister und Miß Avantgarde '88“ vor. Lotti Huber wird als Oberhaupt zusammen mit der Strick-Designerin Claudia Skoda, Travestie –Star Dolly Doll und Kudamm-Star-Coiffeur Heinz schlicht die Jury bilden. Weitere Jury-Mitglieder: eine Ex-Miß-Germany genaueres weiß man noch nicht – und taz-Redakteur Elmar Kraushaar, die die besten Hetero-, Homo- und Lesben-Paare des Jahres 88 mitaussuchen werden.
„Karneval beginnt! Karneval in Rio, Karneval in Köln, Karneval in Berlin. Ein Band der Freude verbindet die Welt.“ Das sind die Worte unseres Regierenden Eberhard Diepgen, der zum Leidwesen der 800 Jecken vom Samstag abend im Festsaal in der Hasenheide nicht erschien, statt dessen aber seine Grußbotschaft verlesen ließ. Dennoch: So ganz ohne Prominenz mußten die gnadenlos gutgelaunten Karnevalisten denn doch nicht feiern: Bezirksbürgermeister Dieter Ernst und auch der Kreuzberg-Verwalter Wolfgang Krüger können feiern. Dieter Ernst war an diesem Abend wild entschlossen, seinen Nachnamen zu vergessen, setzte die Narrenkappe aufs Haupt, gab sich volksnah und profilierte sich mit der Erkenntnis, daß „Berlin nicht zu den Hochburgen des karnevalistischen Treibens gehört“. Wesentlich zurückhaltender gab sich Wolfgang Krüger. Bei ihm wollte die rechte Karnevalsstimmung einfach nicht aufkommen. Über die Ursachen der Verstimmung kann hier nur spekuliert werden...
Marianne
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