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LEUTE VON HEUTE

■ KLATSCH VON GESTERN

Der Weihnachtsrummel schwappt auch ins Abgeordnetenhaus und läßt selbst arbeitsintensive Funktionen noch als wünschenswertere Alternativen erscheinen. Klaus Finkelnburg (CDU), zukünftiger Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Verfassungsschutz, freute sich, daß er nun endlich gegenüber seiner Familie die Ausrede gefunden hat, um sich vor den Weihnachtseinkäufen zu drücken.

Ganz im Sinne einiger avantgardistischer Kulturschaffenden überflüssig fand der SPD-Schattenkultursenator Ditmar Staffelt die korrekte Rechtschreibung. Nachdem er bereits vor einiger Zeit Josef Beuys in einem verteilten Papier zu Josef Boys machte, hielt er starrköpfig an dieser künstlerischen Freiheit fest. In seinem Redetext zum Kulturhaushalt taucht erneut ein Herr Boys auf.

Einsichtiger und lernfähiger zeigten sich dagegen CDU –Abgeordnete angesichts des massiven studentischen Besuchs im Rathaus am Donnerstag nachmittag. Der Abgeordnete Dieter Hapel war nach seinem publizistischen Erfolg nach der Härtig –Ohrfeige zwar wieder einmal in der ersten Reihe zwischen Ordnungskräften und Demonstranten, hielt sich aber auffallend zurück. Sein Fraktionskollege Ekkehard Kittner griff aber beherzt ein – zugunsten der Studenten. Als die Polizei den Rathausvorraum räumen wollte, riet er zur Zurückhaltung.

Ex-Bausenator Klaus Franke (CDU) ist gewieft, was Aufklären oder Vertuschen betrifft. Der „U-Boot-Fahrer“, wie Wolfgang Wieland (AL) ihn nannte, wird im Verfassungsuntersuchungsausschuß Mitglied werden. Kompetenz und Erfahrung hat der CDU-Hardliner gleich in zweifacher Hinsicht: Zum einen kennt er die Prozedur aus dem Korruptionsausschuß, dem er Rede und Antwort stehen mußte, zum anderen mutmaßt die AL wohl nicht zu Unrecht, daß der Fregattenkapitän i.R. sich auch bei Geheimdiensten sehr gut auskennt.

Ein Geheimnis, das den Vorsitzenden des Landessportbundes Manfred von Richthofen betrifft, scheint inzwischen gelüftet. Sein Geld, so heißt es, bekommt der Ehrenamtliche und folglich Unbezahlte nämlich zum Teil von seiner siebeneinhalb-Prozent-Beteiligung an der Berliner Spielbank. Das wird wohl für ein paar kostspielige Weihnachtsgeschenke ausreichen.

Wenig Geldsorgen hat auch der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS), der seine Knete vorwiegend aus der Bonner Bundeskasse bezieht. Manchmal machen sie damit sogar was Vernünftiges wie die Gründung der RIAS-Big-Band, die sich am Freitag abend in den sturzhäßlichen Räumlichkeiten von Joe am Wedding erstmalig den Ohren der Öffentlichkeit und des RIAS-Intendanten Bernhard Rohe präsentierte. Die Quasi-Big –Band fetzte auf das aller Angenehmste: prächtig, präzise und professionell, und Bandleader und Posaunist Barry Ross strahlte vor Begeisterung über sich selbst und die Band von einem Ohr zum anderen. Ihm gleich tat es das Publikum und

Marianne

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