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Luftwaffen-Herrenabend ohne tazinnen

Journalisten-Kompanie bleibt frauenfrei: Leider, leider mußte das Luftwaffenamt Köln-Wahn eine Einladung an die taz für die „15.Einweisungswehrübung“ der Luftwaffe zurücknehmen  ■  Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - Der 14tägige Sonderurlaub im taz-Personalbüro war längst beantragt und die militärische Anzugs- und Grußordnung ausgiebig studiert - und jetzt ist alles vergebens! Daß die taz drei Frauen für die PR-Einladung zum Bundesluftwaffen-Übungsschießen nach Kreta benannte, paßte dem Verteidigungsministerium nicht ins Herrenabend-Konzept: Die tazinnen wurden wieder ausgeladen.

Dabei versprach es so interessant zu werden. Zur Teilnahme an der „15.Einweisungswehrübung für Journalisten“ Ende Mai hatte das Luftwaffenamt Köln-Wahn dem „Herrn Chefredakteur der taz“ eine förmliche Einladung ins Haus geschickt. Sinn dieser Übung soll es sein, „den Journalisten durch Teilnahme am dienstlichen Geschehen die besonderen Belange der Luftwaffe zu vermitteln“. Ein 14tägiges Rahmenprogramm soll die Journalisten hautnah spüren lassen, was es heißt, Volk und Vaterland zu verteidigen.

Nach dem Eintreffen am Luftwaffenstandort Fürstenfeldbruck erwartet die Journalisten zunächst der Progammpunkt „Untersuchung, Einkleidung, Fotografieren“, gefolgt vom „Feierlichen Gelöbnis“. Nach der Nachtruhe in der „Unterkunft“ werden die Pressemenschen unter anderem in die Geheimnisse des „Flarak Kodo 6“ (für Nicht-Gediente: Flugabwehrraketenkommando) eingewiesen werden. Bevor die Journalisten in Uniform dann per Hubschrauber zur Technischen Schule der Luftwaffe1 geflogen werden, winkt immerhin noch die „Beobachtung des Übungsschießens HAWK, Lance und Flak 20mm“. Absoluter Höhepunkt verspricht jedoch der Abflug der Journalisten-Kompanie mit einer Transall -Maschine nach Kreta zu werden. Dort wird man in der Suda -Bucht nach der feierlichen Begrüßung durch den Kommandeur die „Anlagen des Schießplatzkommandos NAMFI“ besichtigen können.

Bei diesem überaus attraktiven Programm „freue man sich sehr“, so hatte die Lutwaffe im Januar an die taz geschrieben, „wenn Sie aus Ihrem Hause Kollegen benennen könnten, die Interesse an dieser Übung haben“. Und ob die Kollegen hatten! Nur daß die taz-Kollegen eben Kolleginnen waren. Drei taz-Frauen bekamen den Zuschlag und meldeten sich gehorsamst zu der Wehrübung an, wohlwissend, daß insbesondere der nach dem „Feierlichen Gelöbnis“ geplante „Herrenabend“ aufschlußreiche Unterhaltung verhieß. Auch die Pressekollegen beim „Schulschießen gemäß besonderem Befehl“ zu beobachten, versprach lehrreiche Erkenntnisse über Psyche und Verteidigungsbereitschaft der bundesdeutschen Medienschaffenden. Und beim „ganztägigen Orientierungsmarsch mit Karte und Kompaß“, so hatten sich die taz-Redakteurinnen geschworen, würden sie die männlichen Kollegen ohnehin abhängen. Schon hatten sich die tazlerinnen auf den Test in der Überdruckkammer und dem Desorientierungsdemonstrator eingestimmt, da kam die Absage aus Köln-Wahn.

Leider, leider, schrieb da das Luftwaffenamt, das sich noch vor Wochen über das große Interesse so gefreut hatte, „ist es vom Gestzgeber - noch nicht(!) - erlaubt, Redakteurinnen an dieser Übung teilnehmen zu lassen. Wir persönlich bedauern das sehr.“ Für die Übung gebe es eben klare Kriterien: „Die männlichen Kollegen verbringen diese 14tägige Übung in Uniform, werden vereidigt, erhalten Wehrsold, wohnen in Gemeinschaftsunterkünften. Sie werden vorher von ihrem zuständigen kreiswehrersatzamt mit einem vorläufigen Dienstgrad -Oberleutnant- einberufen.“ Warum „diese Tatsachen der Grund sind für nur männliche Wehrübende“, wie das Luftwaffenamt meint, vermögen die taz -Redakteurinnen jedoch nicht einzusehen. Hätten sie doch weder etwas gegen eine Aufstockung des schmalen taz -Einheitslohns durch den Wehrsold noch gegen eine vorübergehende Beförderung zum neugeschaffenen Dienstgrad „Oberleutnantin“ etwas einzuwenden gehabt.

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