: Neuer „Eilt„-Störfall im Atomkraftwerk Biblis
■ Zwei Kühlsysteme ausgefallen / Töpfer rügt vor dem Untersuchungsausschuß RWE und Hessens Umweltminister
Wiesbaden/Biblis (ap/taz) - Im Atomkraftwerk Biblis hat sich Donnerstag abend wieder ein Störfall der Kategorie „Eilt“ ereignet. Das hessische Umweltministerium teilte mit, nach Reparaturarbeiten an einem Motor, sowie dem Vergaser einer Kühlpumpe seien zwei der vier Notkühlsysteme des Blocks A vorübergehend ausgefallen. SPD und Grüne warfen Umweltminister Weimar vor, er treibe ein „leichtsinniges und unverantwortliches Spiel mit der Sicherheit de Bevölkerung“, weil er zugelassen habe, daß der Reaktor wieder ans Netz gegangen sei. Der Reaktor ist nach dem Ausfall der Pumpen in seiner Leistung erstmal heruntergefahren worden.
Bundesumweltminister Töpfer hat dem RWE unzureichende und schleppende Information über den erst ein Jahr später bekannt gewordenen Störfall im Atomkraftwerk Biblis A im Dezember 1987 vorgeworfen. Vor dem Untersuchungsausschuß der Skandale in der Atomindustrie sagte Töpfer gestern, sowohl vom Biblis-Betreiber RWE als auch von der hessischen Genehmigungsbehörde hätten nicht alle Informationen vorgelegen, die notwendig gewesen wären.
Am 16.Dezember 1987 war ein vorschriftswidrig offenes Sicherheitsventil vom Reaktorpersonal stundenlang nicht bemerkt und am nächsten Tag mit einem halsbrecherischen Manöver geschlossen worden. Töpfer, dem die Bundesaufsicht obliegt, wurde am 28.Oktober 1988 erstmals informiert. In seinem Ministerium war dieser Vorfall in einem internen Vermerk „aufgrund technischen und menschlichen Fehlverhaltens als gravierend“ bewertet worden.
Töpfer betonte, aufgrund mehrerer Vorkommnisse habe er die fachliche Kompetenz und Zuverlässigkeit des RWE in Frage gestellt gesehen. So habe RWE Auskunft vorenthalten, weil es nach den gesetzlichen Bestimmungen gar nicht genauer informieren dürfe. Dies stelle den Sachverhalt „auf den Kopf“. Noch am 14.Dezember habe der RWE-Pressesprecher im Fernsehen behauptet, es habe gar keinen Störfall gegeben. Auch von Hessens Umweltminister Weimar habe er sich „die eine oder andere Information etwas früher gewünscht“.
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