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Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz seit gestern im Hungerstreik

Seit gestern bilden Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz das dritte Glied der „Hungerstreik-Kette“ der Gefangenen der „Rote Armee Fraktion“ und anderer militanter Gruppen. Mit Christa Eckes und Karl-Heinz Dellwo, die bereits seit sechs Wochen ununterbrochen die Nahrung verweigern, und Gabriele Rollnik und Rolf Heißler - beide nahmen ihren unterbrochenen Hungerstreik vor zwei Wochen wieder auf - beteiligen sich nun insgesamt sechs Gefangene.

Brigitte Mohnhaupt, die im bayerischen Aichach inhaftiert ist, wurde 1985 in Stammheim gemeinsam mit Christian Klar zur höchsten je in der Bundesrepublik ausgesprochenen Strafe verurteilt: fünfmal „lebenslänglich“ plus 15 Jahre (später in einfaches „lebenslänglich“ umgewandelt). Zur Last gelegt wurde ihr die Beteiligung an allen Anschlägen der sogenannten „Offensive 77“ gegen Buback, Ponto und Schleyer, außerdem an dem versuchten Raketenwerfer-Anschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe und dem Attentat auf den US -General Kroesen im September 1981. Adelheid Schulz erhielt 1985 eine lebenslängliche Haftstrafe wegen Beteiligung an der Schleyer-Entführung und dem Anschlag auf den Bankier Ponto. Sie sitzt in der JVA Köln-Ossendorf.

Die Bundesanwaltschaft hält nach den Worten ihres Sprechers Alexander Prechtel sowohl Karl-Heinz Dellwo als auch Christa Eckes weiter für haftfähig. Landtagsabgeordnete der Grünen in Hannover hatten dagegen Dellwos Zustand nach einem Besuch am Montag als „besorgniserregend“ bezeichnet. Christa Eckes soll bald in das Justizkrankenhaus nach Fröndenberg im Sauerland verlegt werden. Zur Zeit, so die Gefängnisärzte, gebe es aber noch keinen „Anlaß zur Sorge“.

Die „Kettenform“ des gegenwärtigen Hungerstreiks wandten erstmals die Gefangenen der IRA in Irland an. Am 5.Mai 1981 starb nach 66 Tagen Hungerstreik zunächst Bobby Sands, der kurz vor seinem Tod ins britische Parlament gewählt worden war. Als der Hungerstreik nach 217 Tagen abgebrochen wurde, waren weitere neun Gefangene verhungert. Erst danach erfüllte Maggie Thatcher die meisten Forderungen der Gefangenen.

Gerd Rosenkranz

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