piwik no script img

Vom Anti-OSI zur OSI-Stiftung?

■ FU-PolitologInnen wollen an die Gelder der VW-Stiftung / Eine OSI-nahe Stiftung ist geplant / Die neue Wissenschaftssenatorin ist auch dafür

Am Fachbereich Politische Wissenschaft der FU wird derzeit über ein neues organisatorisches und inhaltliches Konzept für das auch Anti-OSI genannte Berliner Institut für deutsche und internationale Politik nachgedacht, welches die rot-grüne Koalition zu Fall gebracht hatte. Der Grund für die Konzeptarbeit: „Das OSI hat damit die einmalige Chance, seine Forschungskapazitäten und den praxis-orientierten Politikbezug auszuweiten“, so der linke Dekan Werner Väth. Im Klartext: Die FU-Politologen wollen an die Gelder der VW -Stiftung, mit denen das Anti-OSI in den ersten fünf Jahren finanziert werden sollte.

Als Träger wird an eine Stiftung gedacht. Der Vorteil: Der Senat als Geldgeber würde sich mit anderen, zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher benannten gesellschaftlichen Gruppen die Aufsicht teilen. Der am alten Konzept kritisierte Staatszugriff wäre abgewendet. Nach den neuen Plänen soll die Stiftung enger an das OSI angebunden werden, beispielsweise durch eine Lehrverpflichtung ihrer Direktoren. Inhaltlich wird neben der DDR-Forschung die Thematisierung internationaler Wirtschaftsbeziehungen und eine größere Berlin-Bezogenheit der Forschung angestrebt. Die viertelparitätische Grundsatz-Kommission am Fachbereich, eine Errungenschaft des StudentInnen-Streiks, soll eine Unterkommission dazu bilden.

Väth rechnet mit einer positiven Resonanz. „Die StudentInnen sind dafür, wenn etwas für sie dabei herausspringt, das heißt Lehrverpflichtungen, Themenmitbestimmung und Diplombetreuung gewährleistet werden.“ Noch verhalten sich die StudentInnen allerdings abwartend. Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller-Seel will das neue Konzept mittragen. Voraussetzung sei allerdings die Konsensfähigkeit des neuen Konzepts am Fachbereich und an der FU.

Verhaltener gibt sich die wissenschaftspolitische Sprecherin der AL, Hilde Schramm. Zwar hält sie das Konzept für besser als das alte und die Verankerung der inhaltlichen Schwerpunkte an der Uni für wichtig, doch seien durchaus verschiedene Organisationsformen denkbar. Die Schwerpunkte könnten beispielsweise auch am OSI selbst unter Inanspruchnahme von VW-Geldern oder in einer wissenschaftlichen Einrichtung außerhalb des Fachbereichs organisiert werden. In den designierten Direktoren des Instituts wie dem 'Zeit'-Redakteur Christoph Bertram sieht Hilde Schramm „Erben, die man nicht übernehmen sollte“. Ein ordentliches Berufungsverfahren solle statt dessen durchgeführt werden.

Abzuwarten bleibt auch, wie die VW-Stiftung auf das neue Konzeopt reagieren wird. Erst wenn die Pläne konkreter geworden sind, will Väth damit an die Geldgeber herantreten.

Thomas Werres

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen