: Öl im Bauschutt
■ Funde von ölverseuchter Erde am Weserufer bei Wedde- warden / Behörde spricht von „sachgerechter Zwischenlagerung“
Auf dem Gelände zwischen dem nördlichen Abschlußdeich des Containerterminals II und dem Grauwalltief in Bremerhaven, nahe der kleinen Ortschaft Weddewarden, ist ölverseuchtes Erdreich abgelagert worden. Das hat das Hansestadt Bremische Amt in der Seestadt eingestanden. Gestern waren von der Kriminalpolizei und dem Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Manfred Schramm auf diesem Gelände an zwei unterschiedlichen Stellen Bodenproben entnommen und die Ölverschmutzung festgestellt worden. Gegenüber der Kriminalpolizei sprachen Behördenvertreter von einer sachgerechten Zwischenlagerung des verseuchten Erdreichs, das nach einem Unfall auf dem Gelände eines Bremer Unternehmens entnommen worden sei und in der nächsten Zeit einer endgültigen Bearbeitung zugeführt werden solle. Die verseuchte Erde ist nach den Auskünften der Behördenvertreter durch eine dicke Folie von dem nicht kontaminierten Erdreich getrennt. Dies allerdings zweifelt der grüne Abgeordnete Schramm an: „Das von uns untersuchte Erdreich befand sich außerhalb dieses abgesicherten Bereichs“, versichert er. Schramm hat Strafanzeige gestellt. Heute wird er gemeinsam mit den Kriminalbeamten weitere Erdproben nehmen. Diese sollen endgültige Aufklärung über das Ausmaß der Verschmutzung geben.
Das Gelände ist seit längerer Zeit Gegenstand der Diskussion. Die Grünen sprechen davon, daß hier eine ungenehmigte Bauschuttdeponie entstanden ist, die seit Anfang der achtziger Jahre beliefert werde - zum Teil mit Ge
nehmigung des zuständigen Stadt Bremischen Amtes. Nach der Sturmflut über Ostern ist das Ausmaß der Ablagerungen deutlich zutage getreten. Da liegen Berge von Steinen, Mauerreste, Plastik und Eisen, sogar ganze Treppen, offen über das gesamte Gelände verstreut. „Das sind tausende von Tonnen“, sagt Schramm. „Die gehören eigentlich auf eine Sondermülldeponie.“
Trotzdem ist das für die Behörden noch keine Bauschuttdeponie. Deren Logik: Deponiert werden kann nur etwas, das nicht mehr gebraucht wird. Die auf dem Gelände abgelagerten Baustoffe aber dienen der Befestigung des Geländes. Deswegen ist es kein Bauschutt, sondern Baumaterial - und keine Deponie, sondern eher ein Baustelle.
Denn: Auf diesem Gebiet ist der umstrittene Ausbau des Bremerhavener Containerterminals geplant. Ein Planfeststellungsverfahren ist bereits in Gang gesetzt. Nach Auskunft des Grünen soll mit einem Kostenaufwand von rund 70.000 Mark ein landschaftspflegerischer Begleitplan mit einem ökologischen Gutachten erstellt werden. Schramm: „Es liegt der Verdacht nahe, daß der Hafensenator nach dem Bremer Naturschutzgesetz einen Eingriff in den Naturhaushalt feststellen läßt, um dann großzügig das letzte Stück Naturgelände nördlich des Grauwall-Kanals als Ausgleichsfläche zur Verfügung stellen zu können.“ Dann sei der Weg für den Hafenausbau frei. Und so werde es dann auch erklärbar, daß dieses Gelände trotz Forderungen der Naturschutzverbände noch nicht unter Naturschutz gestellt worden sei. om
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