Kooperation statt Provokation

Die Besetzer der Muskauer Straße 27 wollen mit dem neuen Senat zusammenarbeiten  ■ I N T E R V I E W

taz: Warum kündigt ihr Eure Besetzung vorab an und geht nicht einfach - wie es früher praktiziert wurde - in das Haus rein?

Wir brauchen, wenn wir eine Chance haben wollen, einfach die Öffentlichkeit. Wir wollen auf die katastrophale Situation des Hauses hinweisen. Schließlich steht das komplette Objekt schon seit mindestens fünf Monaten leer. Das Haus soll aber spekulativ auch vom neuen Besitzer mißbraucht werden.

Hättet ihr die Besetzung auch unter dem alten Senat vorgenommen?

Unter Kewenig hätten wir das wohl nicht gemacht. Es sind andere Voraussetzungen als früher, obwohl die Schweinerei die gleiche ist. Wir setzen in den neuen Senat durchaus Hoffnungen und wollen kooperieren. Dabei beziehen wir uns besonders auf AL-Mitglied Wolf, der ja erklärt hat, daß es in Zukunft eine viel differenziertere Einstelluung und genaue Überprüfung bei Besetzungen geben wird. Wolf sagt, daß offensichtlich zu spekulativen Zwecken mißbrauchte Häuser durchaus besetzt werden können. In dieser Beziehung erwarten wir auch einiges von der SPD. Walter Momper hat ja erklärt, daß er eine friedliche Auseinandersetzung will. Auch Pätzold redet so. Der Senat ist aufgefordert, mit uns in eine ernsthafte und konstruktive Verhandlung einzutreten.

Würdet Ihr Euch dem autonomen Spektrum zurechnen, oder seht ihr Eure Aktion nicht in der Tradition der letzten Besetzungen?

Wir legen Wert darauf, daß wir anders sind als die Autonomen, obwohl man die natürlich auch nicht alle über einen Kamm scheren kann. Wir wollen eine sachliche Auseinandersetzung. Gerade im Fall dieses besetzten Hauses handelt es sich um ein Objekt, bei dem bisher nur Scheiße gebaut worden ist. Das eindeutig als Wohnfläche ausgewiesene Haus wird gar nicht so genutzt. Da vieles zerstört worden ist, könnten zur Zeit auch nur große WGs drin wohnen. Wir haben also ein sachlich gerechtfertigtes Anliegen und wollen nicht einfach nur provozieren. Vielmehr ist es so, daß wir provoziert worden sind, weil der bisherige Leerstand des Hauses ein Riesenskandal ist.

Wie wollt Ihr das Haus in Zukunft nutzen?

Für Kleinparzellen-Wohnungen eignet sich das Haus jedenfalls nicht mehr. Da ist zuviel kaputtgemacht worden. Wir wollen ein auf Selbsthilfe basierendes Wohnprojekt ermöglichen. Unsere Konzeption sieht die Gründung eines Selbsthilfevereins vor, der bereit wäre, Verantwortung und Zuständigkeit zu übernehmen.

Interview: Theo Düttmann