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Der Glanz des Conducators

Die Propagandamaschine Ceausescus läuft, wenn es darum geht, den Conducator und Frau Elena zu feiern. Unübertroffen sind die selbstinszenierten Schaustellungen zu den Geburtstagen der erlauchten kleinen Bürger. Am 26. Januar, das weiß inzwischen jedes Kind in Rumänien, quellen Fernsehen und Radio, Zeitungen und Bücher über vor Lobhudelei seines Hofstaats. Was sind sie nicht alles, die Ceausescus: Elena, die größte Chemikerin und Wissenschaftlerin aller Zeiten, Nicolae, der weise Staatsmann und geliebteste Sohn des rumänischen Volkes, der unerreichbare Führer, für alle denkend, für alle fühlend, allen den Weg in die goldene Zukunft weisend.

Und auch sonst gibt es noch Anlässe genug, die Pracht und Macht der beiden Gröfaze (Größte Antifaschisten aller Zeiten) zur Schau zu stellen. Zum Beispiel der 40. Jahrestag der Kollektivierung der Landwirtschaft. Was war das für eine Freude für die Bauern, in der Presse ihre Eintrittserklärungen von 1949 ins landwirtschaftliche Kollektivparadies wiederzusehen. Welch Jauchzen erhob sich in den Dörfern gen Himmel, als sie sich daran erinnerten, daß Ceausescu selbst an der Kollektivierungskampagne aktiv teilgenommen hat - unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit. Nicolae, der so seine Sporen verdiente und schon 1955 ins Politbüro avancierte, kann nun das Resultat seiner Lebensarbeit jeden Tag bestaunen. Und beim Studium der Exportziffern schwillt die stolze Brust, ist doch die Arbeit der rumänischen Bauern dort wohlgeschätzt, wo es mehr rumänische Lebensmittel zu kaufen gibt als in Rumänien selbst.

Sein Blick wird nicht getrübt, wenn er an die Zukunft der Dörfer denkt. Und seine Augen leuchten auf vor Freude, wenn er sich vorstellt, was den „systematisierten“ Dörfern blüht. Sind erst einmal die alten Häuser abgerissen, und die neuen Wohnblocks aufgestellt, sind die Bauern auch vom letzten Stückchen Garten und eigenem Besitz befreit, dann ist er da, der Kommunismus im Großreich der Conducators.

hel

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