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Quote a la SPD

Hans Eichel wurde mit den Stimmen der ASF-Frauen SPD-Spitzenkandidat in Hessen  ■ G A S T K O M M E N T A R

Als die SPD letzte Woche in Bonn auf einer frauenpolitischen Veranstaltung „die Frauenfrage“ als „Männerfrage“ kritisch diskutierte und somit wesentliche Erkenntnisse der Frauenbewegung aufgegriffen hat, müssen die hessischen SPD -Frauen etwas falsch verstanden haben: denn sie haben bei ihrem Votum für einen hessischen Ministerpräsidenten die Frauenfrage gleich zur Männerantwort gemacht, indem sie sich gegen eine Frau wandten. Eine historische Chance war verpaßt.

Aus eigener Erfahrung ist ja bekannt, wie schwer es fällt, eine Frau, die nicht dem gleichen Milieu entstammt (in SPD -Kreisen spricht man von „Stall“), zu unterstützen. Wie die ASF-Frauen sich aber kleinkariert, eifersüchtig und damit unwirksam hinter dem jetzigen Kandidaten Eichel versteckt und ihn als frauenfreundlich hochgejubelt haben, das drückt ein Politikverständnis aus, mit dem die SPD-Herren sanft auf dem 40-Prozent-Quoten-Kissen ruhen können. Auf ihre Frauen können sie sich allemal verlassen, wenn es darauf ankommt.

Die ASF-Frau greift also erfreut den fortschrittlichen Spruch ihres Wahlkandidaten auf und glaubt, durch die Maschen des eigenen Anspruchs geschlüpft zu sein, wenn sie ihn erleichtert zitiert: „Wenige Frauen verändern sich selbst in der Politik, während viele Frauen die Politik selbst verändern.“ Eichel meinte damit, daß er als Chef viele Frauen um sich scharen will, wenn man ihn nur wähle. Vera Rüdiger, die nicht mehr als mögliche Kandidatin für das Amt der Ministerpräsidentin antrat, wurde mit diskreter Zustimmung ihrer Genossinnen als die schlechtere Frau von allen Männern disqualifiziert. Mit der Logik, die immer noch funktioniert, wurde hierbei die Kategorie „rechts/links“ belebt, und so wurde dadurch ein Mann die bessere Frau. Alles bleibt im Lot: Die SPD-Frauen dürfen sich weiter über ihre gemeinen Männer beschweren, und diejenigen Frauen, die nicht diesen Weg gehen oder gegangen sind, zählen gar nicht als „Schwestern im Kampf um Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit“. So ist das mit der Quote bei der SPD.

Gisela Wülffing, Bundesvorstand der Grünen

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