: Kampnagel-Sommerfestival '89
■ Legales Sommertheater
„Bitte“, beschwor Dieter Jaenicke, Kampnagel-Sommertheater -Chef,„fragen Sie nicht so genau nach.“ Die Fragerin, ungewöhnlich immerhin für eine Pressekonferenz, nickte einsichtig und verstummte. Worüber Jaenicke nicht reden wollte: Wie man tun konnte, was man nicht durfte - wie sich jetzt herausstellt. Genauer: Wie in den letzten Jahren experimentelles Theater, der Kampnagelfabrik, überhaupt aufgeführt werden konnte. Denn keine der Hallen in dem Barmbeker Gelände ist, an Behörden-Normen gemessen, tauglich für avantgardistisches Theater.
Aber es wird erstmals alles „legal“ zugehen beim Sommertheater, das zwischen dem 12.8. und dem 2.9. stattfinden wird, und dessen Programm nun vorgestellt wurde. Sieben Zentren Freier theatergruppen aus sechs Ländern sind diesmal mit 20 Produktionen repräsentiert: Kampnagel, das Theatre de la Bastille aus Paris, das Chapter Arts centre aus Cardiff, das Mickery Theater aus Amsterdam, das Centro in Teatro aus Polverigi und der Mercat de les Flors aus Barcelona - ausgewählt von einer Projektgruppe des Sommertheaters.
„Drei Linien“ ließen sich, so Jaenicke, dabei ausmachen: Modernes Tanztheater, Theaterformen, die sich neu auf die Sprache und auf den Text besännen, und solche, die vor allem den Aufführungsraum reflektieren.
Selbstverständlich sind nicht alle Gruppen Neuentdeckungen. Der neue Beitrag der Kampnägel läßt Riskantes vermuten: fünf Regisseurinnen - Ulrike Ottinger, Birgitta Linde, Thea Dumsch, Barbara Bilabel, Monika Treut - inszenieren vier Texte, u.a. von Gertrude Stein und Gisela von Wysocki.
Erstmals wird beim diesjährigen Sommertheater auch organisiert darüber geredet: Auf einem dreitägigen „Europäischen Theaterforum“. taz h
Vorverkauf unter O4O/270 56 27
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