: Frauen - ran an die Technik
■ Per Computerlehrgängen und Weiterbildung im DV-Bereich macht der Frauenbund der Techik als Männerdomäne den Garaus / „Frauen - ran an die Technik„-Projekt bildet auch zur DV-Dozentin aus
Computer am Arbeitsplatz sind mittlerweile so gewöhnlich wie das Salz in der Suppe. Auffällig ist nur, daß es bisher überwiegend Männer sind, die mit der Datenverarbeitung am Terminal vertraut sind. „Frauen - ran an die Technik“ heißt deshalb ein Weiterbildungs-Projekt des Berliner Frauenbundes zum Thema Datenverarbeitung und Computerpraxis. 1984 mit Computerlehrgängen für Frauen begonnen, bieten die Mitarbeiterinnen des Techno-Projekts mittlerweile eine ganze Palette berufsspezifischer Weiterbildungslehrgänge im Bereich der Datenverarbeitung an. „Es gibt eine ganze Menge Berufe, wo Frauen mangels Kenntnissen über Datenverarbeitung hinten runter fallen“, so Dozentin Renate Wielpütz, die von Beruf Politologin ist. Gerichtet sei „Frauen - ran an die Technik“ vor allem an arbeitslose Frauen und Berufsrückkehrerinnen, die sich zusätzlich qualifizieren wollten. Besonderer Renner sei derzeit die Weiterbildung zur DV (Datenvarbeitungs)-Dozentin, die das Projekt als einjährigen Lehrgang anbietet. Ziel der Zusatzausbildung ist es, die erlernten Fertigkeiten am Terminal hinterher selber zu vermitteln - etwa in Frauen-Computer-Projekten, im Schulunterricht oder in der Jugendarbeit. „Der Kurs ist deshalb auch vor allem für Frauen, die im sozialen Bereich tätig waren, gedacht“, erklärt die Politologin, die das Projekt auch wissenschaflich begleitet. Vorrausetzung seien vor allem didaktische Fähigkeiten und - viel Glück. „Im letzten Jahr haben sich 200 Frauen auf die 18 Plätze beworben“, so Renate Wielpütz. Durch Gespräche mit den einzelnen Frauen versuche sie mit ihren fünf Kolleginnen herauszufinden, wer für den Lehrgang geeignet sei. „Oft wollen Frauen nur Kenntnisse im Computerbereich erwerben, aber nicht selbst dozieren“. Dann würden sie auf die Computer-Lehrgänge außerhalb der Dozentinnen-Schulung verweisen.
Kenntnisse über Computerpraxis und Theorie, aber auch Arbeitsmarktthemen können Berufsrückkehrerinnen in einem rund viermonatigen Lehrgang erwerben. An täglich dreieinhalb Stunden lernen die teilnehmenden Frauen, was es mit Word, Multiplan und DV-gestützer Buchführung auf sich hat. Und nicht nur das: Lehrreiches über Datenschutz, Arbeitsrecht und gesundheitliche Folgen bei Langzeit- Arbeit vor dem Terminal werden ebenfalls vermittelt. „Unser Anspruch bei allen Lehrgängen ist, den kritischen Umgang mit der Technik zu vermitteln“, umreißt die Dozentin den moralischen Anspruch. Zum einen solle mit „Frauen - ran an die Technik“ die Skepsis vor der neuen Technik abgebaut werden. Zum anderen wollten sie negative Auswirkungen der Arbeit am Terminal vermitteln. „Gerade weil wir Dozentinnen ausbilden, ist der kritische Abstand ganz wichtig“.
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Computer scheint nicht auf Ablehnung zu stoßen. 80% der Frauen, die wieder in ihren ehemaligen Beruf zurückkehren wollten, fanden nach dem Lehrgang einen qualifizierten Job. „Das Spektrum der Arbeitsplätze ist sehr vielfältig“, so Renate Wielpütz. Auch die frischgebackenen DV-Dozentinnen hätten gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Dem Berliner Senat ist die Initiative deshalb auch eine Unterstützung wert: Seit April 1988 wird „Frauen - ran an die Technik“ im Rahmen des Frauenförderprogramms der Berliner Qualifizierungsoffensive gesponsort.
C.B.
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