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„Mehr über Initiativen berichten...“

■ Interview mit Gerhard Schäfer zur anstehenden fünften Bremer Hörfunk-Frequenz

Ab 1992 wird es in Bremen eine fünfte Hörfunk-Frequenz geben. (vgl. taz 30.8., 5.9., 13.9.) Parallel zum Rundfunkausschuß von Radio Bremen hat dioe Bürgerschaft einen „Landesmediensausschuß“ eingesetzt, der diese Frequenz vergeben soll. Das Gremium hat Gerhard Schäfer zu seinem Vorsitzenden gewählt.

Wielange haben Sie Rundfunk gemacht bei Radio Bremen?

Gerhard Schäfer: Ich habe angefangen mit Rundfunk im Jahre 1946/7. Es gab damals in Bremen keine journalistischen Ausbildungsmöglichkeiten, ich war am pädagogischen Seminar in einer Lehrerkurzausbildung und habe dann mit andren Kollegen zusammen die „Journalistische Studiengesellschaft“ gegründet. Ich habe dann 25 Jahre Schulfunk gemacht. Ich war dann etwas über zehn Jahre Programmdirektor.

Und jetzt denken Sie, Bremen braucht eine neue Welle?

Schäfer: Zumindest hat mit Radio immer fasziniert, die Wandlungen und die Möglichkeiten...

Gibt es neben den vier Radio Bremen-Wellen und ffn überhaupt eine Lücke?

Schäfer: Wenn ich heute noch Hörfunk-Direktor bei Radio Bremen wäre, könnte ich mir auch schlecht vorstellen, daß ich noch eine fünfte Freqenz belegen könnte. Es ist aber etwas anderes,

wenn das Landesmediengesetz eine Art Gruppenradio anregt. Es wäre vielleicht möglich, daß sich verschiedene Anbietergemeinschaften überlegen, ob sie sich selber artikulieren.

Mit was für 'ner Art Hörfunk könnte man diese neue Welle interessant machen?

Schäfer: Man würde wahrscheinlich für bestimmte Zielgruppen mehr tun müssen. Ich rede mal von der Kirche her, weil ich die im Landesmedienausschuß vertrete. Es würde nicht darum gehen, Verkündigungssendungen zu bringen, Aber wenn man bestimmte Sendezeiten zur Verfügung hätte, könnte man mehr berichten über kirchlicher Initiativen, die bisher in der Gemeindlichen Ebene gebunden sind, etwa die Friedensarbeit einiger Gemeinden, die Apartheids-Arbeit.

Dieser Hörfunk wäre journalistisch abhängig. Wer kann das wollen?

Schäfer: Ein Mindestmaß an Pluralität und Toleranz muß nach dem Gesetz gewahrt werden. Es wäre eine der Aufgaben der Landesmedienanstalt, dies zu bei Antragstellern klären.

Warum kann Radio Bremen das nicht machen?

Schäfer: Radio Bremen wird zu fast 40% vom Finanzausgleich finanziert. Innerhalb der ARD würde eine solche weitere Aktivi

tät nicht auf die ungeteilte Zustimmung der übrigen Landesrundfunk-Anstalten finden, insbesondere der gebenden.

Wenn jetzt ffn kommt oder ein anderer potenter Privatsender und sagt - wie das bei den Fernseh-Frequenzen war: „Wir geben Euch zigtausend, wenn wir die Frequenz kriegen“ - was dann?

Schäfer: Nach dem Landesmediengesetz ist nur bei dem Fernsehen dieses Engagement im lokalen kulturellen Förderbereich festgeschrieben. Das ist auch ganz verständlich: Beim Fernsehen ging es um einen national anbietenden Sender, diese Hörfunk-Frequenz wird aber für einen lokalen Sender vergeben. Ich weiß nicht, ob ffn das machen will. Ich kann mir nicht vorstellen, daß so ein Unternehmen voll kostendeckend arbeitet. Der Schamoni in

Berlin hat das ja geschafft. Aber hier wird sich das von der Werbeseite nicht rechnen. Deshalb die Überlegung, daß diese fpnfte Frequenz durch Beiträge von bestimmten Gruppierungen mitfinanziert wird.

Warum macht die Landesmedienanstalt nicht selber einen wirklich unabhängigen „Offener-Kanal-Modell“?

Schäfer: Nach dem Gesetz können Beiträge für Offene Kanäle finanziert werden durch die Landesmedienanstalt. Das ist richtig. Aber es muß dann auch ein Offener Kanal sein. Ich kann dann nicht die Hörfunk-Frequenz an einzelne Gruppierungen vergeben. Die Landesmedienanstalt ist leider nicht in der Lage, Lokalfunk zu finanzieren, das ist nach dem Gesetz ausgeschlossen.

Int.: K.W.

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