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Nulltarif

Fünf Monate lang hat ein 38jähriger Kliniken als Unterkunft zum Nulltarif genutzt und echte Patienten geschröpft. Er muß sich seit Montag vor dem Landgericht Oldenburg wegen fortgesetzten Betrugs und Diebstahl verantworten. Nach eigenem Eingeständnis hatte sich der Mann jeweils mit einem vorgetäuschten Arbeitsunfall unter falschem Namen aufnehmen, untersuchen und mit Bett und Essen versorgen lassen. Nach einem oder mehreren Tagen verordnete sich der aus der Gegend von Traunstein stammende Simulant die Entlassung.

Spätestens am Abend des Entlassungstags bezog er ein Bett in einer anderen Klinik. Reise- und Bekleidungskosten deckte der Angeklagte aus Diebstählen und Betrügereien bei Bettnachbarn. Die Klinikrechnungen ließ er überwiegend an die AOK München schicken, bei der er nicht versichert ist.

Justiz und Kliniken ist der Angeklagte kein Unbekannter mehr. Vor rund 20 Jahren habe er nach einem Autounfall mit der Übernachtungsmasche angefangen, erläuterte er den Richtern. Auf die Frage des Gerichtsvorsitzenden, warum er sich trotz des Strafrisikos so verhalte, meinte der 38jährige: „Wenn i dös wüßt. Da arbeit‘ i schon 20 Jahr dran und komm zu keinem Ergebnis.“

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