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Der Krieg kann Wahlen nicht verhindern

In Nicaragua starteten Sandinisten Offensive gegen Contras / Dennoch bekunden beide Seiten Interesse an Verhandlungen in New York / Nach Ansicht von General Ortega könnte nur eine Intervention der USA die anstehenden Wahlen im Februar verhindern  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Die sandinistische Armee meldet die ersten Erfolge einer Militäroffensive gegen die Contras, die am 1.November mit dem Ende der einseitigen Waffenruhe begonnen hat. Dennoch zeigen sowohl Regierung als auch Contra-Führer Bermudez Interesse an gemeinsamen Verhandlungen, die am Montag in New York stattfinden sollen.

In Zelaya Central und im Bergland von Matagalpa und Jinotega haben sich mobile Infanteriebataillone, verstärkt durch Kampfhubschrauber, auf die Fährte von Contra-Gruppen gesetzt, die für eine Serie von Überfällen in den letzten Wochen verantwortlich gemacht werden. Mindestens vier Contras, so verlautete aus Regierungskreisen, sollen in den ersten 24 Stunden der Offensive getötet worden sein. Der Contra-Generalstab, der nicht daran denkt, den Demobilisierungsbeschluß des Abkommens von Tela zu befolgen, klagt in einem Kommunique aus der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa, die Offensive sei eine klare Verletzung der Friedensabkommen und des Übereinkommens von Tela.

Alles deutet darauf hin, daß es ein kurzer Krieg sein wird. In New York trifft die Internationale Überwachungskommission (CIAV) bereits die Vorbereitungen für ein Treffen, das am Montag am Sitz der Vereinten Nationen stattfinden soll. Daniel Ortega hat seinen honduranischen Amtskollegen Azcona

-als Gastgeber der Contras -, die CIAV und die Contraführung selbst zu Gesprächen eingeladen, die die Situation entschärfen sollen. Nicaragua hat bereits eine Delegation unter Vorsitz von Vizeaußenminister Tinoco ernannt, die an den Gesprächen teilnehmen soll. Auch Contra -Chef Enrique Bermudez hat sein Kommen zugesagt. Nur die honduranische Regierung behauptet, damit nichts zu tun zu haben. Nach einem Gespräch mit Kardinal Obando y Bravo, den er als Verhandlungsbeobachter gewinnen konnte, versicherte Ortega am Donnerstag in Managua, daß nur eine Intervention der USA die Abhaltung der Wahlen im kommenden Februar verhindern könne. Diese Möglichkeit hielt er aber für unwahrscheinlich. „Die US-Regierung hat vorsichtig und konstruktiv auf unsere souveräne Entscheidung, den Waffenstillstand aufzuheben, reagiert“, meinte Ortega.

Auch der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez hat sich eingeschaltet und seine Kollegen der „Gruppe der acht“ (Mexiko, Kolumbien, Argentinien, Brasilien, Uruguay und Peru, Panama ist suspendiert) verständigt, um eine gesamtlateinamerikanische Vermittlung zu erreichen. Costa Ricas Präsident Oscar Arias, der als Friedensnobelpreisträger besondere Autorität besitzt, forderte beide Seiten auf, die Feindseligkeiten einzustellen.

Die zivile Opposition in Nicaragua hält die Offensive für eine militärisch nicht begründete Aktion und vermutet politische Hintergründe. Grund sei die Furcht vor einer Wahlniederlage. „Deswegen wollen sie den Konflikt aufs militärische Terrain verlagern“, erklärte Alfredo Cesar, der Listenführer der Rechtsallianz „Uno“ für die Parlamentswahlen, auf einer Pressekonferenz. Cesar, der vor einem Jahr noch im Direktorium der Contra aktiv war, ging sogar soweit, der Regierung zu unterstellen, die Überfälle der letzten Wochen selbst inszeniert zu haben.

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