: Totgesagte Piloten leben länger
Immer mehr Ungereimtheiten über in El Salvador abgestürztes, mit Waffen beladenes Flugzeug ■ Aus Managua Ralf Leonhard
Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Nicaragua hat die Regierung von El Salvador nun eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates beantragt. Guatemalas Präsident Vinicio Cerezo bemühte sich währenddessen in Telefongesprächen mit seinen zentralamerikanischen Amtskollegen, den für Mitte Dezember geplanten Mittelamerika-Gipfel zu retten. Anlaß für das diplomatische Unwetter war der Absturz einer zweimotorigen Cessna-Maschine im Osten El Salvadors, die mit zwei Dutzend sowjetischen SAM-7 Luftabwehrraketen und einer US -amerikanischen Redeye-Rakete beladen war. Offiziell hat Nicaragua noch nicht auf den Vorwurf reagiert, die Waffenladung für die FMLN-Guerilla sei von der nicaraguanischen Küste ausgegangen. Der nicaraguanische Pilot allerdings, der zusammen mit den drei anderen Besatzungsmitgliedern bei dem Absturz umgekommen sei soll, dementierte alle Gerüchte über sein Ableben. Er habe am Wochenende eine PanAm der Aeronica Richtung Panama geflogen. Die in Managua ansässige Fluggesellschaft Seta, der die verunglückte Cessna laut El Salvador gehört haben soll, bestritt, jemals eine solche Maschine besessen zu haben.
Die USA haben der sowjetischen Botschaft in Washington eine Protestnote übermittelt, in der sie sich gegen den mutmaßlichen Versuch Nicaraguas verwahren, die FMLN-Guerilla mit sowjetischen Waffen zu versorgen. In Moskau bestritt der Sprecher des Außenministeriums, daß die UdSSR jemals Waffen an die Guerilla El Salvadors ausgeliefert habe. Dort gehen die Kämpfe zwischen Armee und Guerilla weiter.
Medizinische Hilfsgüter im Wert von 100.000 Mark übergab die Hilfsorganisation medico international am Wochenende in San Salvador. Die Nothilfe ist die erste direkte Hilfe aus der Bundesrepublik. Medico wird die Spendenaktion Kriegsopfer fortsetzen.
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