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Armenier-Demonstration in Bonn

Bonn (taz) - Mit einem dringenden Hilferuf hat sich der „Verband armenischer Vereinigungen im deutschsprachigen Raum“ gestern an die Öffentlichkeit gewandt. „In der Stunde höchster Bedrohung“, so heißt es in dem Appell, brauchten die Armenier jetzt politische Solidarität. Vertreter des Verbandes, der 19 Gemeinden sowie Städtegruppen mit rund 15.000 Mitgliedern vertritt, forderten zugleich die UN -Menschenrechtskommission und die EG zur Soforthilfe auf: In den vergangenen Tagen seien rund 22.000 Armenier aus Aserbaidschan nach Armenien und in andere Republiken geflüchtet; sie hätten zumeist weder Unterkunft noch Verpflegung.

Derzeit werde erwogen, „mit Hilfe einer befreundeten Regierung“ vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen Aserbaidschan zu erheben; Vorbereitungen dazu seien in Frankreich im Gange. Der Verband ruft für den morgigen Sonnabend zu einer Demonstration vor der sowjetischen Botschaft in Bonn und zu einer Kundgebung auf (12 Uhr Münsterplatz). Der SPD-Abgeordnete Dieter Sperling, Vorsitzender des deutsch-russischen Austauschdienstes, sagte auf der gestrigen Pressekonferenz, die Deutschen taugten jetzt nicht als Ankläger, weil sie - Kriegsalliierte der Türkei beim Völkermord von 1915 - „in die Leidensgeschichte Armeniens verwickelt“ seien und zudem „selbst mehr gemordet“ hätten.

Gefragt sei aber nun Sympathie mit den armenischen Opfern, die bis zum heutigen Tag „die Leidenden und nicht die Treibenden“ in diesem Konflikt seien. Sperling: „Wenn die Armenier jetzt nicht zur Selbstverteidigung gegriffen hätten, dann hätte die Weltöffentlichkeit ihr Schicksal wiederum beklagt und nichts unternommen.“

cw

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