piwik no script img

IG Metall-Ausschluß bei Opel Bochum?

IG Metall-Ortsverwaltung leitet Verfahren wegen gewerkschaftsschädigendem Verhalten gegen Betriebsratsminderheit ein / Oppositionelle Gruppe hatte eigene Liste für Betriebsratswahlen beantragt  ■  Aus Bochum Bettina Markmeyer

85 Mitgliedern der IG Metall droht in Bochum der Ausschluß. Die Bochumer IG Metall-Ortsverwaltung hat gegen die Opel -Beschäftigten Verfahren wegen gewerkschaftsschädigendem Verhalten eingeleitet und ihnen verboten, ihre gewerkschaftlichen Funktionen weiter auszuüben. Damit ist selbst in der konfliktreichen Geschichte der Bochumer IG Metall eine neue Dimension erreicht.

Die Auseinandersetzungen spitzten sich im Vorfeld der für den 27. März angesetzten Betriebsratswahlen im Bochumer Opel -Werk zu. Im Februar scheiterte der Versuch, anstelle der seit 1968 bei Opel üblichen Listenwahlen Einzelkandidaten auf nur einer Liste aufzustellen. Ziel war, die verhärteten Fronten zwischen rechter Mehrheit und der oppositionellen Minderheit im Betriebsrat aufzubrechen. Beim IGM-Vorstand hatten die oppositionellen Betriebsratsmitglieder um Hans Reppel und Peter Jaszczyk mit einer Mehrheit unter den Vertrauensleuten die Aufstellung einer eigenen, mit der Betriebsratsmehrheit konkurrierenden IG Metall-Liste beantragt, falls die Personenwahl scheitern sollte. Die zuständige Bochumer Ortsverwaltung, in der IGM-Betriebsräte der Mehrheitsfraktion den Ton angeben, lehnte ab: es gebe nur eine Liste für die Metaller.

Die Leute um Reppel und oppositionelle Gewerkschafter wie Wolfgang Schaumberg bilden seit Jahren eine stabile Minderheit gegen den sozialpartnerschaftlichen Kurs des Betriebsrats. Bei der letzten großen Auseinandersetzung um die Einführung der Dauernachtschicht ab April diesen Jahres stimmten sie ebenso gegen die Betriebsratsmehrheit wie bei der Ausdehnung von Maschinenlaufzeiten oder der Auslagerung einzelner Betriebsteile. Jetzt treten sie mit einer eigenen Liste zur Betriebsratswahl an.

Während der Bochumer IGM-Bevollmächtigte Ludger Hinse gestern die Ausschlußverfahren rein formal mit dem Verstoß gegen den Beschluß zur Einheitsliste begründete, sehen die oppositionellen Metaller darin eine massive Beeinflussung der Betriebsratswahl. Rechtlich reiche allein die Kandidatur auf einer anderen Liste für Ausschlußverfahren nicht aus.

Der Machtkampf eskalierte, nachdem der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Perschke bei der Ortsverwaltung die Ausschlußverfahren gegen alle Kandidaten auf der konkurriernden IGM-Liste beantragt hatte. Die Ortsverwaltung schloß wenige Tage vor der Vertreterversammlung, dem höchsten gewerkschaftlichen Organ am Ort, 54 Opel-Delegierte von der konkurrierenden IG Metall-Liste und damit ein Fünftel der Versammlung aus, die die neue Ortsverwaltung wählte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen