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Ärzte verschenken Geschenk

■ Bremer Ärztekammer möchte per Computer Rostocker Partner finden

Ein tolles Überraschungsei hat sich die Bremer Ärztekammer für ihre Rostocker Brüder und Schwestern im weißen Kittel ausgedacht. Es flimmert, rattert und piepst - ein zünftiger Personalcomputer samt Drucker und Glotze, gefüttert mit Eins -A West-Daten. Besonders froh ist die Organisation der Bremer Ärztezunft, daß sie für das feine Geschenk kein einzig Scheinchen aus dem eigenen Portemonnaie zücken muß.

Das Geschenk ist nämlich selber ein Geschenk - und zwar von

der „DATA-Service Nord GmbH“. Gestern holte der Ärztekammer -Geschäftsführer Arens den funkelnagelneuen Computer beim Data-Service-Geschäftsführer-Kollegen Schmittgen ab und bat die Presse, dieser frohen Stunde beizuwohnen.

Schon kurz nach Ostern soll das tolle geschenkte Geschenk von Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger in Rostock übergeben werden. Dann steckt in ihm alle Software, die so ein Ärztekammer-Herz begehrt: Das Überraschungsei kann Ärztekammer-Mitglieder verwalten und ihnen Fachliteratur anbieten, Therapieangebote ausdrucken, Fortbildungsveranstaltungen und Medikamente empfehlen.

Dumm ist nur, daß die Gesundheitssenatorin noch gar nicht weiß, wo sie das bunte West-Ei beim nachösterlichen Ost -Besuch legen soll. In Rostock gibt es nämlich gar keine Ärztekammer. „Sie soll erstmal sondieren, wo das hinsoll“, bestätigt denn auch ihr Sprecher Eckarts. Sicher ist nur, wo zwei Ultraschallgeräte und anderes vom Bremer Staat ge

schenktes medizinisches Instrumentarium abgegeben werden: im Rostocker Kreiskrankenhaus.

„Eigentlich braucht man den Computer überhaupt nicht“, bestätigt auch Ärztekammer-Geschäftsführer Arens. Das Bremer Überraschungsei bietet den sozialismus-geschädigten Rostocker Kollegen halt etwas, was sie bisher nicht hatten: echten Luxus - teuer und überflüssig.

Das hat doch auch Data-Geschäftsführer Schmittgen in der DDR sofort bemerkt: „Wir müssen unseren Landsleuten da unter die Arme greifen. Die müssen doch technologisch erstmal supported werden.“ Klar, sein Unternehmen möchte gern gen Osten expandieren. Bloß die Kundschaft dort, die weiß noch gar nichts vom EDV-Glück. Was zieht da besser als ein nagelneuer Wunderei-Computer.

Nach Osten expandieren möchte auch die Ärztekammer. Denn was ist schon ein deutsches Gesundheitswesen ohne deutsche Standesvertretung. Wenn erstmal ein 15.000 Mark teurer Ärztekammer-Computer in Rostock

steht, dann wird sich drumherum schon eine Kammer bilden, hofft Geschäftsführer Arens und schickt das Überraschungsei frohen Mutes auf die Reise.

Natürlich will er dabei niemanden überrumpeln: „Das ist nur ein freundliches Angebot von uns.“ Vorsicht ist beim Umgang mit dem Osten geboten. Deshalb soll der Computer vorerst auch lieber nicht so ganz richtig an die West-Daten angeschlossen werden. „Wenn wir denen gleich was von ner Standleitung erzählen, dann denken die doch, sie sollen wieder abgehört werden“, ahnt Ärztekammer-Geschäftsführer Arens.

In Bremen lachen wir herzlich über die Paranoia unserer Brüder und Schwestern. In Bremen lassen wir uns einfach einen Computer schenken, verschenken ihn weiter, laden die Presse zum Public-Relation-Termin und fühlen uns am nächsten Tag einfach großartig. Denn dann liegt unser Überraschungs -Ei so rund und glänzend dort, wo wir es am liebsten finden: in den Spalten der Frühstückszeitung.

Dirk Asendorpf

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