LEUTE VON HEUTE

 ■  KLATSCH VON GESTERN

Glaubt man dem Ostberliner Planungsstadtrat Clemens Thurmann, dann leidet sein Westberliner Amtskollege Wolfgang Nagel schon an einem schweren „Einsamkeitssyndrom“: Die meisten engen Mitarbeiter des SPD-Senators sind mittlerweile als Amtsträger und Berater in den Osten der Stadt abgestellt und fehlen dafür im Westen. Einer allerdings bleibt vorerst im Nagel-Dienstgebäude am Fehrbelliner Platz: Erich Jesse, der in der Anfangszeit des rot-grünen Senats als „Hausbesetzer-Beauftragter“ durch die Gänge streifte, ist nun mangels Besetzer zum „Olympia-Beauftragten“ avanciert. Vermutlich war es Jesses Vorbildung als examinierter Sportlehrer, die ihn zu diesen Aufgaben qualifizierte. Die aktive Fußballerei mußte der Nagel-Helfer zwar aufgeben, weil sich die Gelenke zu stark abgenutzt hatten; dafür bedient sich Jesse wie eh und je verbaler Fußtritte gegen Journalisten, die es wagten, seinen Senator zu kritisieren. Manche taz-MitarbeiterInnen klingelt der Presseschelte -Beauftragte fast jeden Morgen aus dem Bett, um ihnen die Leviten zu lesen.

Klingeln tat es Montag abend auch in Eberswalde im Haus von Ökologieprofessor Michael Succow, der bis vor kurzem als stellvertretender Umweltminister der DDR amtierte, vom neuen CDU-Umweltminister Steinberg aber vergrault worden war. Die von chronischen Personalnöten geplagte Ostberliner SPD wollte Succow als Umweltstadtrat in den Magistrat holen; doch der Professor lehnte dankend ab. Grund: Ihm steht der Sinn nicht nach Großstadtpolitik; kompetenter fühlt sich der renommierte Naturschützer, wenn es um das platte Land geht. Dagegen ist es durchaus nicht ausgeschlossen, daß es der SPD oder dem Bündnis 90 gelingen wird, den Professor als Umweltminister des künftigen Landes Brandenburg zu engagieren. Succow war zu Honeckers Zeiten zwar LDPD -Mitglied geworden, um einer ihm angetragenen SED -Mitgliedschaft zu entgehen; aus alten Oppositionszeiten ist er jedoch auch mit DDR-Außenminister Markus Meckel (SPD) befreundet und berät heute überdies das Bündnis 90 in Fragen des Umweltschutzes.

Dank der knappen Personaldecke der Ostberliner Sozialdemokraten kommen auch einige Westberliner zu Ehren und Privilegien: Christian Hoßbach, bisheriger Pressereferent des Westberliner SPD-Landesverbandes und mittlerweile Sprecher des Ostberliner Magistrats, freut sich jetzt auf den Dienst-Lada, der zu seinem neuen Posten ebenso gehört, wie das Funktelefon.

Über einen besonders schönen Dienstwagen kann sich auch Elkebarbara Mayer freuen, seit die ehemalige AL -Pressesprecherin zu einer neuen Werbefirma gewechselt ist: Ein Golf-Cabrio steht für sie reserviert im Firmenhof. Doch weil Mayer keinen Führerschein hat, steht der Wagen nur nutzlos rum. Auch ihr Lebensgefährte, der ehemalige AL -Abgeordnete Frank Kapek, darf nicht ans Steuer: Der Umweltpolitiker ist politisch zwar für die autofreie Stadt, fährt privat aber Auto „wie ein Rabauke“ - klagt zumindest die Freundin.

Marianne