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Absehbare Wohnungsnot: Ein Schiff wird kommen

■ Über die halbgare Politik der Sozialbehörde “Drogenabhängige ohne Klo und Wohnung“, taz v. 26.9.

Es ist jetzt bald ein Jahr her, daß Wohnungslose ein Haus im Fedelhören besetzt haben. Statt der von ihnen geforderten Wohnung wurde einem Teil von ihnen gerade mal Übernachtungsmöglichkeiten in zwei überbelegten Häusern angeboten. Selbst diese Notlösungen stehen den damaligen Besetzern schon lange nicht mehr zur Verfügung.

Statt dessen heißt die Parole der Sozialbehörde seit über 1.1/2 Jahren: „Ein Schiff (die 'Outlaw') wird kommen“, obwohl völlig klar ist, daß dieses Schiff nicht im entferntesten den Bedarf abdecken kann. Alleinstehende Wohnungslose, die nicht drogenabhängig sind, werden an das Jakobushaus verwiesen — und dort tagtäglich wegen Überfüllung wieder weggeschickt. Eine vom Jakobushaus getrennte Beratungsstelle, an die sie sich wenden können, gibt es seit März 1990 nicht mehr.

Daß jetzt wieder der Winter kommt, wußte die Sozialverwaltung auch schon im vergangenen Frühjahr. Ein ganzes Paket von möglichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot von sozial Benachteiligten hat das „wohnungspolitische Netzwerk“ auch bereits im Frühjahr vorgelegt. Die Bremer Sozialpolitik und ihre Verwaltung dokumentieren dagegen beharrlich und andauernd ihre Unfähigkeit und mangelnde Bereitschaft, dieses Problem grundlegend anzugehen und auf eine dauerhafte Lösung hinzuarbeiten. Ein paar überstürzte und halbgare Notmaßnahmen zur Überbrückung des Winters bei Frosteinbruch scheinen das Höchste zu sein, was man — selbst daran bereits zweifelnd — hoffen kann. Volker Busch-Geertsema

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