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■ Soul For Sale

In der Tat sprechen die Leute auf den Straßen Kreuzbergs eine eigentümliche Sprache, die sich — neben reichlich dort aus dem Boden sprießenden Bands — auch Soul For Sale zu eigen gemacht haben. Kurze Ausbrüche in sprudelnden Flüchen, dann vetrackt-stummes Abtauchen in der Geste des Wissenden, wo nur ein paar Blicke sprechen. Und wenn man dann schließlich als einer von ihnen anerkannt ist: gemächliches Geplaudere am nächsten Imbiß, wobei man sich mit Bieren und Schnäpsen zuschüttet, bis alles wankt.

Musikalisch reicht diese kiezinterne Tour de Force von Punk- und Hardcore-Geschwindigkeitsausflügen über stoppende und verschleppte Breaks zwischen Jazz und Altrockpathos hin zu endloser Wüstenweite, die mit Biker- und KissAssRock'n‘Roll durchrast wird. Soul For Sale gelangen durch das Straßengewirr zwischen Reichenberger und Bethanien ohne große Mühe, setzen sie doch auf dasselbe Vokabular melodisch marschierender Heavygitarren, die schon Jingo De Lunch ins Lager der Majors geführt haben. Und wenn die Rhythmusachse manchmal unter der Last der ziemlich dick aufgetragenen Rockriffs zu brechen droht, weiß Sänger Rotze (der will wirklich so heißen!) durch einen gezielten Griff in die Werkzeugkiste mit Liebeslyrik Pannenhilfe zu leisten. Da tropft es bei grüner Ampelschaltung deftig die Bettlaken voll.

Dann aber ist genug geliebt, das Pferd wird gesattelt, und auf geht es ferne Galaxien (»Break Out«). Wer mitmachen oder einfach nur rocken will, muß heute um 19 Uhr in die Kirche von Unten oder morgen um 20 Uhr in die fabrik in Potsdam gehen, wo sie dann mit Chilli Confetti (ebenfalls Kreuzberger Kreuzung aus Mysto-Maniac, Hard- und Wassonstnoch- Core) den Puls hochtreiben. Harald Fricke

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