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Ein Funken Hoffnung

■ Die Parteinahme für die Allianz gegen Hussein ist notwendig KOMMENTAR

Nur einen einzigen Funken von Hoffnung gibt es in dieser düsteren Zeit, in der wir, gebannt an die Fernsehschirme, den Untergang jener Idee einer besseren und demokratischeren Welt erleben, die 1989 aufblitzte: Es ist die Reaktion Syriens. In Syrien wird jetzt offenbar diskutiert, ob man — Ägypten folgend — unter Bedingungen das Recht Israels auf Selbstverteidigung anerkennt. Das ist sehr viel. Es nährt die Hoffnung, daß das massenmörderische Kalkül Saddam Husseins nicht aufgeht.

Wenn die Allianz bei einem Gegenschlag Israels nicht bricht, dann kann der Krieg immer noch den Charakter einer UNO-Sanktion bewahren, dann ist immer noch denkbar, daß ein Kriegsziel — die Wiederherstellung des alten Rechtszustandes — denkbar bleibt. Und auch Israel ist über den Schatten gesprungen und ist bereit, die Art des Gegenschlags der Vernunft dieser Allianz zu unterwerfen. Sollte Syriens Reaktion Bestand haben, dann zeichnet sich wenigstens an einem Punkt eine Interessenidentität zwischen Israel und der arabischen Welt ab, nämlich im Verzicht auf einen Nahostkrieg als Massen- und Massenvernichtungskrieg. Damit würde zum ersten Mal ein realer Anknüpfungspunkt für eine spätere Nahost-Konferenz sichtbar.

Mit seinem zweiten Raketenschlag — militärisch nur das Symbol eines Angriffs auf Israel — hat Hussein nun endgültig deutlich gemacht, was die wirklichen Alternativen sind: Die Opferung der irakischen Massen, der Frauen, Männer und Kinder von Bagdad, als Aufputschmittel auf dem Weg zum Weltbürgerkrieg zwischen der arabischen Nation und dem Westen. Nichts grauenhafter als die Verbindung von sozialem Elend, Demütigung und Heiligem Krieg. Gelingt es ihm, die gegen ihn formierte Allianz zu zerstören, dann beginnen nicht nur Flächenbombardements, sondern Bürgerkrieg, Terror, Flüchtlingsströme über die Kontinente weg. Dann ist die UNO als bindende Kraft, die immerhin ein weltweites Ultimatum und bis zu einem gewissen Grade auch den Charakter des Krieges definieren konnte, verschwunden. Dann würde der Horror des Krieges noch überboten vom Horror eines Kriegsendes, an dem die Welt zurückgefallen ist in einen Zustand der Barbarei, in einen vertragslosen Zustand eben.

Wenn aber die Allianz in diesem Augenblick eine so hohe definitive Bedeutung hat, dann ist es konsequent, daß man auch den Sieg dieser Allianz wünschen muß. Unabhängig von den größten politischen Divergenzen und den fortbestehenden Unterschieden im militärischen Engagement ist die Allianz zumindest an dem Punkt einig: Hussein muß Kuwait aufgeben. Vor jener Konsequenz stehen jetzt die Demonstranten für den Frieden. Kriegsangst, Betroffenheit, Ausbruch aus der Ohnmacht — alles war richtig. Aber jetzt schon ist spürbar, daß die Überzeugungen, die die Leute auf die Straße getrieben haben, unfruchtbar werden. Mahnwachen, Schweigeminuten, Verkehrsblockaden lassen sich wiederholen, sollen auch wiederholt werden. Aber wie schnell kann es zum lähmenden Ritual werden, wenn die Überzeugungen nicht tragfähig bleiben; wie schnell kann man an der eigenen Betroffenheit ersticken. In dieser Situation hilft nun endgültig die Routine des Antiamerikanismus und des Kein-Blut-für-Öl nicht mehr aus. Es ist die Zeit für Parteinahme. Nur der Erfolg dieser Allianz bannt die Gefahr des Endes aller Allianzen. Ganz abgesehen davon, daß in einem Deutschland der Gasexperten keine Friedensbewegung moralisch im Recht ist, die Zweifel an der Solidarität mit dem Existenzrecht Israels zuläßt. Oder anders ausgedrückt: Die deutschen Proteste gegen den Krieg wären haltlos, wenn die Betroffenheit über den Krieg das Entsetzen darüber überlagern würde, daß es nun wieder Juden sind, die durch das Gas bedroht werden. Klaus Hartung

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