: Ryszard Krynicki: Die sich immer weiter entfernen
Es ist unglaublich —
wenn du auf der Brücke stehst,
siehst du in Zeitabständen Transportzüge fahren,
beladen mit Panzern oder Kraftfahrzeugen,
mit Metaphern von Angst oder Traum, die jemand hat,
die sich immer weiter entfernen,
mit Soldaten in Tarnanzügen;
diese Uniformen erinnern dich tatsächlich
an die Umwelt, für deren Schutz
wir ständig kämpfen.
Die Arbeiter warten nach Feierabend auf den Zug,
trinken ein Helles, lesen in der »Volkstribüne« von Einbrüchen,
in ihren Köpfen wird es immer heller, die Tribünen
brechen immer mehr ein
(so ahmt die Wirklichkeit die linguistische Poesie nach,
die ihr nachstellt).
Die dienstreisenden Beamten tragen in den Aktentaschen Klappstullen,
die kleinen Länder sind für die Großmächte immer häufiger
Truppenübungsplätze,
und nichts ändert sich, es ändert sich der Unglaube, die Hoffnungslosigkeit,
sie nehmen zu,
bilden Imperien, schließen Freundschaftspakte,
die Menschenangst ändert die Sprache, aber sie spricht dasselbe,
es gibt Träume, die das Wachsein benutzen,
Schwerarbeit und Ausbeutung,
und nichts ändert sich,
es ändert sich die Umwelt;
noch haben wir den Mut, für ihren Schutz
zu kämpfen.
Aber auch er,
wenn er zu Macht kommt,
macht unsere Köpfe und Beine
machtlos.
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