: Juri Gagarin
Am 12. April 1961 starete der russische Kosmonaut Juri Gagarin in den Weltraum. Er war der erste Mensch, der den Planeten von außen sah, und er meinte: „Wir wollen die Menschen der Zukunft nicht beneiden. Natürlich werden sie Erfolg haben. Für sie wird Routine sein, wovon wir nur träumen können. Aber auch uns ist ein großes Glück zuteil geworden. Das Glück der ersten Schritte im Kosmos.“
An den meisten Philosophen ging das Ereignis natürlich, wie üblich, vorbei — vielleicht erschien ihnen auch dieser neue Blick schon ganz vertraut, schließlich hatte Platon bereits davon gesprochen. Heidegger bezog jedoch Stellung und zürnte 1959, als der erste Satellit der UdSSR auf dem Mond aufschlug, die Raketenbahn stoße „Erde und Himmel“ in die Vergessenheit. „Erde und Himmel“ — darunter war in seinem Denken der Eigentlichkeit der Ort der Heimat zu verstehen.
Der französische Philsoph Emmanuel Lévinas, sein Schüler, entdeckte in demselben Ereignis eine ganz andere Dimension darin zu entdecken: der Mensch war damit nun technisch in der Lage, den einen und einzigen Ort zu verlassen, der seine Heimat markierte. Nicht ein bestimmter Ort, sondern die ganze Erde war nun die Heimat des Menschen — ein Umstand, der für das jüdische Bewußtsein sehr wesentlich war. Die Menschheit konnte nicht mehr gespalten werden in Einheimische und Fremde; die Erdverbundenheit war nicht mehr die von Blut und Boden. — Der Text, mit dem Lévinas auf Heidegger antwortete, erschien 1961 in der Zeitschrift 'Information Juive‘ und wurde erneut abgedruckt in seinem Buch Difficile liberté (Paris 1963). Wilhelm Schmid
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