piwik no script img

Auch Ägypten will amerikanische F-15

US-Verteidigungsminister trifft auf verärgerte Ägypter  ■ Aus Kairo Ivesa Lübben

Die von den USA vorgeschlagenen Rüstungskontrollmaßnahmen würden nicht bedeuten, daß die USA die Sicherheitsinteressen seiner Freunde im Nahen Osten ignorieren, erklärte US-Verteidigungsminister Cheney am Samstag abend nach Gesprächen mit Präsident Mubarak und seinem ägyptischen Amtskollegen Tantawi den Widerspruch zwischen dem erklärten Abrüstungsziel und angekündigten Waffengeschäften mit Israel und den Golfstaaten.

Cheney traf am Freitag aus Israel kommend in Ägypten ein. Auch die Ägypter wollen ihren Teil von den amerikanischen Waffenangeboten abhaben. So lobte denn Tantawi die „hervorragenden militärischen Beziehungen zu den USA“, die seit „der Befreiung Kuwaits jeden Tag besser“ geworden wären. Ägypten wäre auch in Zukunft eine der Säulen für Stabilität und Frieden in der Region. Das ägyptische Wafenarsenal besteht zu 60 Prozent aus Lieferungen aus den Ostblockstaaten zu Nassers Zeiten. Mit amerikanischer Unterstützung soll es erneuert werden. F- 15-Jagdbomber stehen ganz oben in der Wunschliste.

Verärgert sind die Ägypter über die Ankündigung Cheneys, daß die USA in Israel Waffen voreinlagern werden. Gegen wen sollen diese Waffen in Zukunft eingesetzt werden, wo doch heute niemand mehr von einer sowjetischen Bedrohung spricht? fragt man sich in Kairo.

Auch sehen die Ägypter einige Unausgewogenheiten in der Bush- Initiative vom letzten Mittwoch. Solle zwar in Zukunft die Produktion von Massenvernichtungsmitteln in der Region unterbunden werden, so sei keine Rede von der nuklearen Abrüstung Israels. In Wirklichkeit solle die chemische Abrüstung von der nuklearen Abrüstung abgekoppelt und damit langfristig ein strategisches Übergewicht Israels geschaffen werden, dem einzigen Staat im Nahen Osten, der Atomwaffen besitzt, vermutet die 'Egyptian Mail‘ vom Samstag. Besonders konsterniert zeigte man sich über die Äußerung Cheneys in Israel, er wisse überhaupt nichts über israelische Atomwaffen.

Die oppositionelle Zeitung 'Wafd‘ malt die Zukunft der arabischen Staaten in den schwärzesten Farben: „Amerika schaufelt das Grab, Israel schleift das Messer und das arabische Opfertier kapituliert“, lautete gestern die Überschrift des Leitartikels. Washington sei kompromißlos der nuklearen Überlegenheit Israels verpflichtet.

Auch der ägyptische Präsident Mubarak zeigte sich während seines dreistündigen Gesprächs mit Cheney besorgt über die amerikanischen Waffendepots in Israel und die angekündigten umfangreichen Waffenlieferungen an den jüdischen Staat. Genau zu dem Zeitpunkt, in dem sich die beiden Großmächte um die Einberufung einer Friedenskonferenz für den Nahen Osten bemühen, würden dadurch die militärischen Kräfteverhältnisse in der Region zugunsten Israels verändert und damit die israelische Verhandlungsposition gestärkt werden, fürchtet Mubarak.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen