Theaterlandschaft mit Lücke

■ Kultursenator Roloff-Momin stellt Theaterkonzept vor/ Endgültiges Aus für die Freie Volksbühne in Schöneberg/ Neue Führung für die Lindenoper

Berlin. Jetzt ist es amtlich: Die Freie Volksbühne wird dicht gemacht. Was die Gruppe um den Theater-Experten Ivan Nagel vor Wochen in ihrem Gutachten zur Berliner Theaterlandschaft vorgeschlagen hatte, wurde gestern vom Berliner Kultursenator Roloff-Momin als eigener politischer Wille verkündet. In seinem dem Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses vorgestellten Papier »Zur Struktur der staatlichen Berliner Musik- und Sprechbühnen« schließt er sich weitgehend dem heftig diskutierten Nagel-Gutachten an. Die einschneidendsten Veränderungen ergeben sich nun für das Haus an der Schaperstraße, dessen Ensemble nach Ablauf der Zeitverträge aufgelöst wird. Nach einer Umbauphase soll dann dort das »Theater der Nationen« für in- und ausländische Gastspiele, aber auch für Tanztheater- Veranstaltungen etabliert werden. Veränderungen auch für Friedrichstadtpalast und Metropol-Theater: Sie sollen privatisiert werden, »um sie zu erhalten«. Ihr bisheriges Profil soll vertraglich festgeschrieben werden. Einzig was das Schloßpark- und das Hebbel-Theater betrifft, schloß sich Roloff-Momin nicht dem Nagel- Papier an: Ersteres soll nicht privatisiert werden, sondern als Spielort der Staatlichen Schauspielbühnen erhalten bleiben, beim zuerst dafür vorgesehenen Hebbel-Theater soll damit alles beim alten bleiben. Ansonsten äußerte sich der Senator auch zu Personalfragen. Für die Leitung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz verhandle er mit Frank Castorf, für die des Berliner Ensembles mit Matthias Langhoff. Im Zusammenhang mit der Zukunft der drei Berliner Opernhäuser, die sich künftig in einer Opernkonferenz koordinieren sollen, erklärte er auch, daß die Verhandlungen mit dem zukünftigen künstlerischen Leiter der Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, abgeschlossen seien. Als Intendant, der ihm beigestellt werden soll, zauberte Roloff-Momin Georg Quander aus dem Hut. Der Überraschungsgast war bisher Hauptabteilungsleiter beim Rias und wäre wohl eher als Dramaturg in Frage gekommen. Verwaltungschef wird der Chef der Theater GmbH Bremen, Erich Dünnwald. Die Verträge müssen von Senat und Abgeordnetenhaus bestätigt werden. grr