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Absurde Aussagen-betr.: "Souveräner Bush", Kommentar von Udo Knapp, taz vom 30.9.91

betr.: „Souveräner Bush“, Kommentar von Udo Knapp,

taz vom 30.9.91

[...] Wäre ich nicht schon länger solche absurden Aussagen irgendwelcher „Prominenz“ gewohnt, ich wäre explodiert. Die Bundeswehr ist ja auch schon mal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden und nun ist es ein „souveräner Bush“, der die Zeichen der Zeit erkennt und den Frieden in der Welt sicherer macht.

Würde Bush es mit der Abrüstung ernst meinen, müßte er erst einmal alte Verträge einhalten. Ich möchte deshalb Herrn Knapp den Wortlaut der Präambel des Teilweise-Teststopp-Vertrages von 1963 auszugsweise vor Augen halten: „...das dem Wettrüsten ein Ende machen und den Anreiz zur Produktion und zur Erprobung aller Arten von Waffen, einschließlich Kernwaffen, beseitigen würde, die Einstellung aller Versuchsexplosionen nuklearer Waffen für alle Zeiten zu erreichen sucht, entschlossen, die diesbezüglichen Verhandlungen fortzusetzen, und von dem Wunsch beseelt, der Vergiftung der Umwelt des Menschen durch radioaktive Substanzen ein Ende zu setzen...“

1975 wurden die Testmächte während der Ersten Überprüfungskonferenz aufgefordert, den vollständigen Teststopp-Vertrag zu beschließen. 1980 wurde die Zweite Überprüfungskonferenz abgebrochen, weil die Testmächte sich auf stur stellten.

1985 forderte die Dritte Überprüfungskonferenz wieder zu Verhandlungen auf. Die UdSSR begann am 6.August, dem 40.Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, mit ihrem einseitigen Atomteststopp und verlängerten diesen nach der Weigerung der USA ihrerseits die Tests zu beenden, bis Februar 1987.

1988 ergriffen sechs Nationen die Initiative, woraufhin die Amendment-Konferenz für den 8.Januar einberufen wurde. 1990 weigerten sich die USA und GB auf der vorletzten „Überprüfung“ vor dem Auslaufen des Sperrvertrages 1995 einen Atomteststopp zu beschließen. Die USA betonten, daß sie lieber den Sperrvertrag aufkündigen würden, als sich auf einen Teststopp festlegen zu lassen.

1991 scheiterte die Amendment- Konferenz vom 8. bis 19.Januar an dem angekündigten Veto der USA. Es kam erst gar nicht zur Abstimmung. Die offizielle Vertretung der USA, Frau Mary Elizabeth Hoinkes bezeichnete denn auch die Konferenz als nutzlose Übung. Die Konferenz wurde im übrigen kaum von den Medien aufgegriffen, weil zu dieser Zeit der Krieg am Golf jeden Tag erwartet wurde. Am 17.Januar gab der sogenannte „souveräne Bush“ das Zeichen zum Angriff.

Die Atomtests indessen gehen weiter und mit ihnen die nukleare Aufrüstung. Am 16.September blockierten AktivistInnen der Friedenstestkampagne Ziviler Ungehorsam bis zum Atomteststopp die US- Botschaft in Bonn und gedachten der unzähligen Opfer der Atomtests.

Am selben Tag explodierte in der Wüste von Nevada eine weitere Atombombe mit dem Namen „Diamand Fortune“.

Der Friede sei allezeit mit dir, Herr Bush! Jörg Schneider, Teilnehmer besagter Blockade am 16.9.91 vor der US-Botschaft

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