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Sicherheit durch Schnelligkeit!

■ Der Radkasten (7) rast los und wird zur Fahrschule für Fortradelnde

Aktive Sicherheit beim Radfahren bedeutet nicht, aus Angst vor den überall lauernden Gefahren die Vorsicht zur Antriebsfeder des Handelns zu machen. Wir kämen damit kaum von der Stelle. Diese ängstliche Vorsicht ist ebenso gefährdend wie blindes Drauflosfahren.

Schnelligkeit, so legte ich es letzten Sonnabend dar, ist ein Begriff, der mit Gewandtheit zu tun hat, kaum mit Geschwindigkeit. Die »angepaßte Geschwindigkeit« ist ein subjektiver Faktor. Objektiv gesehen ist die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen mir als Radler und der befahrenen Umgebung entscheidend. Fahre ich gegen eine Mauer, koste ich diese Differenz voll aus, FußgängerInnen sind etwas weicher.

Folglich sind Autos im fließenden Verkehr weniger bedrohlich, wenn ich auf 'nem 12-Kilo-Renner mit 40 km/h mit»schwimme«, als wenn ich auf einem Hollandrad mit 20 daher»schleiche«. Ausweichbewegungen werden ob der hohen Geschwindigkeit zu sanfteren Bögen als das Herumgeeiere mit langsamem Tempo. Ein Auto braucht länger, um mich zu überholen, der Fahrer wird es sich noch mal überlegen. Mit höherer Geschwindigkeit habe ich mich also dem heutigen (Kfz-)Verkehr angepaßt und bin besser geschützt vor Überraschungen, die von hinten kommen.

Es gilt aber auch, nach vorne zu schauen. Sicherheit für RadlerInnen könne erst dann erreicht werden, wenn Autos verboten seien, meinen viele. Wenn unsere Straßen angefüllt wären mit Fahrrädern aller Art, gäbe es aber immer noch genügend Grund, Sicherheitsratschläge zu erteilen. Denn ich kenne Velos, die sich mühelos auf 60 km/h Reisegeschwindigkeit bringen lassen, und ich nehme nicht an, daß derartige Entwicklungen von romantischen Gemütlichkeitsvorstellungen gestoppt werden können.

Davon abgesehen ist Tempo 30 innerorts und Tempo 80 überland fraglos der beste Beitrag zur Sicherheit, der heute geleistet werden kann.

Hier aber nun die erste Lektion meines Sicherheitsprogramms, die fünf Glaubenssätze:

1.Kenne dein Rad und halte es in Schuß.

2.Das Leben ist ein unruhiger Fluß, also sei ein Fisch im Wasser.

3.Fahre so, als seien alle anderen VerkehrsteilnehmerInnen blind und taub.

4.Mache dich bemerkbar für alle, die nicht blind oder taub sind.

5.Glaube nicht, du könntest nicht noch besser fahren, als du denkst. Probiere in gefahrlosen Situationen aus, was dir angst macht!

Diese Glaubenssätze werde ich in Folge 8 und 9 mit Verhaltens- und Übungsvorschlägen ausstaffieren.

Habt Ihr noch Folge 6 im Sinn? Als erste Frage des dreiteiligen Preisausschreibens bat ich Euch, mir mitzuteilen, was Ihr für Erwartungen an eine Fahrradrubrik in der taz habt.

Meine zweite Frage: Wie heißt der Autor der beiden praktischen Bücher, die ich heute als zu gewinnende vorstellen möchte? Im Moby-Dick-Verlag erschienen die Fahrrad-Heilkunde und Fahrrad für Kenner, beides Standardwerke, die in keinem Werkzeugkasten fehlen sollten. Für je 20 Mark im Handel oder als Preis vom Ulle.

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