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Gefährlicher Präzedenzfall

■ Nagel wäre Sturm gegen seine Politik gelaufen

Wandelbares Charlottenburg: Zu bösen CDU-Zeiten wurden hier immer wieder Bauprojekte per Ausnahme genehmigt, höher, dichter und schneller als jede Rechtsgrundlage dies hergab. Denn jedes Stockwerk mehr bedeutete für den Investor bares Geld. Wobei auch — Aufschrei der Opposition — in der Privatkasse des damaligen CDU-Baustadtrates Antes die ein oder andere Münze klimperte. Heute hingegen fordert das Charlottenburger Bezirksamt für das Hochhausprojekt »Zoofenster« den rechtlich vorgeschriebenen Bebauungsplan samt Bürgerbeteiligung. Aber Bausenator Nagel — SPD — genehmigt einen 20stöckigen Koloß mitten in der Stadt so mal eben per Befreiung vom Bauplanungsrecht. Rechtsgrundlage dafür ist offenbar, für wie »qualitätsvoll« der Senator den jeweiligen Investor hält.

Nun überrascht Nagel auch West-Berlin mit einer Genehmigungspraxis, wegen der er als Oppositionsführer Zeter und Mordio schreien würde. Denn je mehr solcher gefährlichen Präzedenzfälle er schafft, desto erfolgreicher kann demnächst jeder Immobilienhai die Baugenehmigung für jegliches Hochhausmonster erzwingen. Wobei Nagel übrigens auf keinen Fall unterstellt werden soll, er sei korrupt wie Antes. Im Gegenteil: Die SPD bedient die Spekulanten auch umsonst. Eva Schweitzer

Siehe Bericht auf Seite 23.

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