QUERSPALTE: Haase will keinen Parkplatz
■ Verkehrssenator unterschrieb bei den Grünen
Wer hätte gedacht, daß Berlin diesen Tag noch erlebt: Verkehrssenator Herwig Haase, CDU, und Michael Cramer, grüner Verkehrsexperte, kämpfen Hand in Hand gegen Parkplätze! Unglaublich, aber wahr geworden ist das am Dienstag dieser Woche im Verkehrsausschuß des Abgeordnetenhauses: Herwig Haase unterschrieb, daß er keinen Parkplatz vor seinem künftigen Arbeitsplatz brauche.
Vor knapp zwei Wochen war es publik geworden: Parlamentspräsidentin Hanna Renate Laurien wollte am künftigen Domizil des Berliner Hohen Hauses, dem ehemaligen preußischen Landtag an der Niederkirchner Straße, 200 Stellplätze bauen lassen. Für künftig weniger als 200 Abgeordnete und gut 100 Angestellte wäre das ein fürstlicher Schlüssel, verglichen etwa mit dem Potsdamer Platz. Kein Wunder, daß die Abgeordneten der Zorn des meist vergeblich parkplatzsuchenden Volkes traf. Der Stellplatzschlüssel jedoch wurde von Laurien festgelegt und im Abgeordnetenhaus gar nicht abgestimmt. So sammelte denn das Bündnis 90/ Grüne Unterschriften unter eine Erklärung, die da lautete: »Ich brauche keinen Parkplatz vor dem ehemaligen preußischen Landtag«.
Unterschrieben haben inzwischen mehr als 50 Abgeordnete aller Fraktionen, darunter alle Grünen, die SPD-VerkehrspolitikerInnen Käthe Zillbach und Joachim Niklas, der ehemalige CDU- Bausenator Georg Wittwer, der ehemalige Weddinger Baustadtrat Jürgen Lüdkte, Bürgermeisterin Christine Bergmann, die zugleich Abgeordnete ist, und schließlich Herwig Haase, zusammen mit drei CDU-Abgeordneten aus dem Verkehrsausschuß. Auch Haase bekleidet neben seinem Senatorenamt noch das eines Abgeordneten. »Jetzt habe ich einen Dienstwagen, und wenn ich später einmal Abgeordneter sein werde, fahre ich mit der BVG«, begründete Haase sein Tun. Der vorsichtige Haase schloß aber nicht aus, daß er als Senator womöglich eine andere Ansicht zur Parkplatzfrage hat, denn als Abgeordneter. Eva Schweitzer
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