: Rossi und der Jubilar
■ Der phantastisch spielende Jörg Roßkopf ebnete den deutschen Tischtennis-Männer bei der EM den Weg ins Halbfinale/ Georg-Zsolt Böhm triumphierte in seinem 100. Länderspiel
Stuttgart (dpa) — Gastgeber Deutschland präsentierte sich am zweiten Tag der Tischtennis-Europameisterschaft in Stuttgart in großartiger Form. Sowohl die Frauen als auch die Männer verschafften sich mit jeweils zwei Siegen glänzende Ausgangspositionen für das Erreichen des Halbfinales. Der überragende Jörg Roßkopf (Düsseldorf) blieb beim 4:2 gegen Vize-Weltmeister Jugoslawien und beim 4:1 gegen die GUS in vier Einzeln und zwei Doppeln unbesiegt. Das Frauentrio schlug zunächst Belgien 3:0 und anschließend sensationell den Titelverteidiger Ungarn ebenfalls 3:0. Dabei bezwang Olga Nemes (Dülmen) die an Nummer eins gesetzte Top-Favorit Csilla Batorfi in drei Sätzen.
„In unserer ausgeglichenen Herrengruppe waren das zwei sehr, sehr wichtige Erfolge“, sagte Cheftrainerin Eva Jeler. Der Jubel galt neben Roßkopf hauptsächlich Jubilar Georg-Zsolt Böhm (Grenzau), der in seinem 100. Länderspiel gegen den 1,96 Meter großen Jugoslawen Zoran Kalinic mit 22:20 im dritten Satz den Siegpunkt holte, nachdem er zwei Matchbälle abgewehrt hatte.
Nach der Zitterpartie — die Jugoslawen führten 2:1 — lief es am Abend gegen das Team der früheren UdSSR vor 2.500 Zuschauern besser als erwartet. Nur Peter Franz (Lübeck), der für Böhm in das Team rückte, gab gegen Andrei Mazunow einen Punkt ab. Die Düsseldorfer Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner blieben ungeschlagen und überzeugten erstmals auch im Doppel. Das 21:16, 24:22 der Ex-Weltmeister über die Mazunow-Brüder war psychologisch sehr bedeutsam. „Wir hatten zuletzt dreimal gegen sie verloren. Hoffentlich ist jetzt der Bann gebrochen“, sagte Roßkopf nach der geglückten Revanche für die Niederlage im WM-Viertelfinale 1991.
„Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl. Außerdem kam ich gut mit den Aufschlägen zurecht“, kommentierte Olga Nemes ihr 16:21, 21:6, 21:14 gegen Ex-Europameisterin Csilla Batorfi. Die 23 Jahre alte zweifache Deutsche Meisterin spielte ungemein konzentriert. Aber auch Nicole Struse (Steinhagen), die gegen Gabriella Wirth gewann, und das Doppel Nicole Struse/Elke Schall, das die Europameisterinnen Wirth/Batorfi schlug, zeigten internationale Klasse.
Die guten Leistungen der deutschen Teams wirken sich für die Veranstalter in barer Münze aus. „Wenn Roßkopf und Co gut treffen, gibt es auch mehr TV-Zeiten,“ erklärte Dieter Meinhold, Geschäftsführer der Tischtennis Marketing GmbH (TMG), die seit Anfang 1990 alle Top-Veranstaltungen für den DTTB organisiert und vermarktet. Die exakte Höhe des um 1,5 Millionen Mark liegenden Betrages, den die neun Hauptsponsoren zahlen, hängt auch von den Fernsehübertragungszeiten ab.
Ein Minus von 660.000 Mark wie bei der Weltmeisterschaft 1989 in Dortmund wird es bei der Europameisterschaft nicht geben. „Unser Ziel ist eine Kostendeckung“, sagte Meinhold. Sponsorengelder, Fernsehhonorare und Zuschauereinnahmen sollen bei einem Etat von vier Millionen Mark die Kosten zu einem großen Teil auffangen. Bei einer Unterdeckung hat die Stadt Stuttgart eine Ausfallbürgschaft von 1,2 Millionen Mark zugesagt.
Gruppe B: Deutschland — GUS 4:1, Frankreich — Jugoslawien 4:0; Tabelle: 1. Deutschland 3:0/12:6, 2. Belgien 2:0/8:4, 3. Frankeich 2:1/11:6, 4. GUS 1:2/6:11, 5. CSFR 0:2/5:8, 6. Jugoslawien 0:3/5:12
Frauen, Gruppe A: Deutschland — Ungarn 3:0, Niederlande — Belgien 3:1, Rumänien — Schweden 3:0; Tabelle: 1. Niederlande 3:0/9:3, 2. Rumänien 2:1/7:3, 3. Deutschland 2:1/6:3, 4. Ungarn 2:1/6:4, 5. Schweden 0:3/2:9, 6. Belgien 0:3/1:9
Gruppe B, Tabelle: 1. GUS 3:0/9:4, 2. CSFR 3:0/9:6, 3. Jugoslawien 2:1/8:5, 4. Frankreich 1:2/7:8, 5. Bulgarien 0:3/6:9, 6. England 0:3/2:9
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