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Dilettantische Sanierung der Wismut-Region

Berlin (dpa/taz) — Als „dilettantisch und gefährlich“ kritisierte gestern der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Sanierung des strahlenverseuchten Geländes des ehemaligen deutsch-sowjetischen Uranbergbauunternehmens Wismut in Sachsen. Das Verkippen von radioaktiv verseuchtem Material in einem ehemaligen Tagebau oder das Fluten von Uran-Gruben ohne vorherige Untersuchung könnten zu einer radioaktiven Verseuchung des Grundwassers führen, so der BUND-Uranbergbauexperte Peter Diehl. Auch die Ablagerung verschiedenartiger Abfälle aus dem Uranbergbau sei problematisch, da es dadurch zu unkontrollierten chemischen Reaktionen kommen könne.

Lokale Initiativen gingen vor allem mit dem Wirtschaftsministerium hart ins Gericht. Die Informationspolitik der „neuen Wismut“, für die das Bundeswirtschaftsministerium zuständig ist, erinnere „an finstere Zeiten der DDR-Vergangenheit“, klagte der Sprecher der regionalen Bürgerinitiative Radon, Lutz Hemmann. Das Wirtschaftsministerium wehrte sich: Das Sanierungskonzept sei von unabhängigen Experten für gut befunden worden und auch für die Kritiker einsehbar.

BUND und Bürgerinitiative fordern ein baldiges Gesetz für ein umfassendes Sanierungskonzept der Wismut. Dieses Gesetz müsse im Rahmen des Atomrechts verfaßt werden, das schärfere Bestimmungen als das Bergrecht habe und den Bürgern ein Anhörungsrecht einräume. Gesundheitliche und ökologische Aspekte müßten bei der Sanierung an erster Stelle vor wirtschaftlichen Erwägungen stehen, sagte BUND-Sprecher Georg Hansen.

Wegen der Altlasten hätten bereits 5 Gemeinden und 9 Privatleute Verfassungsbeschwerde eingeleitet, erläuterte Hemmann. In der Wismut- Region gelten höhere Grenzwerte für die Belastung der Bevölkerung. Während im Westen der Grenzwert bei 30 Millirem liegt, dürfen die Menschen in der Wismut-Region mit 100 Millirem pro Jahr verstrahlt werden. „Wir fühlen uns dadurch als Bürger 2. Klasse“, meinte er.

Die Sanierungskosten für das etwa 108 Quadratkilometer große Gelände des früheren sowjetischen Uranbergbaus, das heute in Bundesbesitz ist, werden derzeit auf 15 Milliarden Mark beziffert. Dabei sind nur die Flächen berücksichtigt, die nach 1962 von dem einst drittgrößten Uranproduzenten der Welt genutzt wurden. Dort waren jährlich bis zu 8.000 Tonnen Uran gefördert worden. Die „Verdachtsflächen“ rund um das Wismut-Areal sollen eine Größe von über 1.000 Quadratkilometer haben. Nach Schätzungen des BUND könnten damit die Sanierungskosten auf über 100 Milliarden Mark steigen. ten

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