: Mit dem Rückwärtsgang aus der Stausackgasse
■ Am 31.Mai will die Aktion „Mobil ohne Auto“ fürs Umsteigen auf Fahrrad, Bahn und Bus werben
Berlin (taz) — Zwar glauben noch immer viele Menschen, daß ihr Auto sie mobil macht — aber die Staustatistik beweist das Gegenteil: Die meiste Zeit geht es nicht mehr schneller als 20 bis 30 Stundenkilometer voran. Am 31.Mai will die Aktion „Mobil ohne Auto“ (MOA) zeigen, daß man auch ohne Blechkiste nicht trübsinnig zu Hause vorm Fernseher hocken muß, sondern umweltfreundlich durch die Lande kommt: mit Bussen und Bahnen — soweit nicht gerade gestreikt wird —, mit Fahrrad und zu Fuß. Der Aktionstag, der von verschiedenen Naturschutzorganisationen getragen wird, zielt darauf ab, den automüden Menschen eine Initialerfahrung zu bieten, so daß sie längerfristig auf ihr stinkendes Gefährt verzichten. UnterstützerInnen, die sich selbst Aktionen ausdenken oder die Vorschläge der MOA in die Tat umsetzen, werden noch allerorten gesucht.
Nachgeahmt werden soll zum Beispiel eine Idee der Bremer BUNDjugend: Die Jugendlichen schleppten im Berufsverkehr einen Kleinwagen an den staunenden AutofahrerInnen vorbei und waren schneller als diejenigen, die beständig den Fuß auf Bremse und Kupplung stellten. Dazu könnte eine Stauzeitung verteilt werden, die die StauteilnehmerInnen über alternative Verkehrsmittel in der jeweiligen Stadt aufklärt. Einladungen zu Radwanderungen sollen auch bei Ungeübten die Lust wecken, wieder häufiger in die Pedale zu treten.
Die VeranstalterInnen haben bereits Diskussionshilfen für die Veranstalter von Infoständen zusammengestellt, damit sie der Androhung vom Rückfall in die Steinzeit oder dem Hinweis auf den Katalysator Paroli bieten können. Denn die Vorrangstellung des Autos war in Deutschland keineswegs immer so: In den 50er Jahren stellten Busse und Straßenbahnen die tragenden Säulen des städtischen Verkehrs dar. Aber mit der Zunahme der Autos in den 60er Jahren begann der Teufelskreis des Individualverkehrs, in dem wir heute zu ersticken drohen. Der öffentliche Nahverkehr wurde durch Staus unpünktlicher, Fahrgäste klemmten sich lieber hinters eigene Steuer, die Busse wurden unrentabler, der Fahrplan ausgedünnt, noch mehr BenutzerInnen stiegen aus. Der MOA-Aktionstag will dazu beitragen, die Fahrtrichtung in die Stau- Sackgasse umzukehren. Zentrale Kontaktadresse: MOA, Wolfram Weltzer, Tel. 0911/208041 aje
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