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Neuer Popieluszko-Prozeß

Warschau (taz) — Gestern wurde vor dem Woiwodschaftsgericht von Warschau der Prozeß um die Ermordung des oppositionellen Priesters Jerzy Popieluszko im Jahre 1984 durch Geheimdienstbeamte des Innenministeriums wieder aufgerollt. Die Ermordung des beliebten Priesters hatte damals in Polen zu einer solchen Welle der Empörung geführt, daß sich Regierung und Partei gezwungen sahen, die Täter, insgesamt vier Mitglieder der kommunistischen Geheimpolizei, vor Gericht zu stellen. Sie wurden zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

Das Gericht hatte allerdings alle Hinweise unbeachtet gelassen, die auf Hintermänner hindeuteten. Schon damals hatten Bürgerrechtler den Verdacht geäußert, die Spur führe bis zu hohen Generälen des Innenministeriums. Nach jahrelangen Ermittlungen stehen nun die Generäle Zenon Platek und Waldyslaw Ciaston in Warschau vor Gericht. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen sind auch General Jaruzelski und sein damaliger Innenminister General Kiszczak verhört worden. Beide vertreten die Ansicht, daß die Ermordung Popieluszkos eine Provokation war, die eine Verschärfung der innenpolitischen Lage und eine Kursänderung der Partei zum Ziel hatte. Klaus Bachmann

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