Die Freuden des Urlaubs

■ Werders Klaus-Dieter fischt viele freie Tage aus der Urlaubszeitverordnung

Der vielen Freud ist Rosis Leid: Jetzt packen sie wieder ihre Koffer, kleben den TUI-Aufkleber drauf und verschwinden heerschaarenweise durch die Wolken. Nichts los in den nächsten sechs Wochen.

Wie lange öffentlich Bedienstete in Urlaub fahren dürfen, das regelt die Bremische Urlaubszeitverordnung. Doch selbst diese Filigranarbeit deutscher Bürokratie hat ihre Löcher. Und durch ein solches Loch sprang jüngst zum Ärger einiger KollegInnen der Leiter der Verwaltungsschule der Freien Hansestadt Bremen, Klaus- Dieter Fischer, und landete direkt in Neuseeland.

Fischer ist nicht nur leitender gutverdienender Beamter in der Senatskommision für das Personalwesen, sondern seit vielen Jahren auch hochverdienter Vizepräsident des SV Werder. So ein Funktionär muß sich nicht nur um Kunstrasenplätze, Vereinsinternate und Kooperationsverträge mit anderen Vereinen kümmern, sondern selbstverständlich zur moralischen Stärkung auch mit der Profimannschaft durch die Gegend reisen. Zum Beispiel zu Europacupspielen. Drei Tage vorher reist Werder an, einen Tag danach kommt die Mannschaft wieder, macht für den öffentlich Bediensteten Fischer schon mal so rund 20 Tage, wenn Werder den Cup holt. Und dann die Sonderaufgaben: Wie zum Beispiel jüngst die 14-tägige Dienstreise nach Neuseeland. Da sind die regulären 30 Tage Urlaub schnell weg.

Nun gibt es in der Bremischen Urlaubsverordnung viele Gründe für Zusatzurlaube. Wenn der Ehegatte stirbt: 4 Tage. Heirat: 2 Tage. Staatsbürgerliche, kirchliche und gewerkschaftliche Aufgaben können gar zu längerer Dienstbefreiung führen. Und auch sportliche Tätigkeiten, die dazu geeignet sind, Bremen zu repräsentieren, zum Beispiel durch Teilnahme an den Olympischen Spielen, sind schreibtischbefreiend. Eine Spaßreise nach Neuseeland wird nicht aufgeführt. Wie gut ist es da, daß es für fast alles ein Schlupfloch gibt. Fischer, zum Beispiel, hat laut Akte, bei „Prüfungskampagnen“ an der Verwaltungsschule dermaßen viele Überstunden angehäuft, daß er seine außerdienstlichen Werder-Aktivitäten damit locker auffängt. „Das ist dokumentiert“, weiß Fischers Vorgesetzter, der Staatsrat Fritz Dopatka. Und weil Dopatka ans Gute im Menschen glaubt, will er sich gar nicht erst vorstellen, daß da „falsche Zeitbögen“ in der Akte sind.

Wieviel zusäzliche Zeit muß ein Verwaltungsschulleiter für Prüfungen aufbringen und vor allem: Wo nimmt er die her? Letztlich klären kann dies nur Fischer selbst. Doch ein Anruf in der Verwaltungsschule hilft dieser Tage nicht weiter: Fischer ist in Urlaub. Diesmal ganz regulär und bis Ende Juli. Eine gesunde Sonnenbräune wünscht die vor Neid erblaßte Rosi Roland