KOMMENTAR: Umweltflüchtlinge
■ Auswanderung aus Angst vor der Zerstörung der Erde
Die Vertreter der neuseeländischen Botschaft hatten leichtes Spiel: Überzeugungsarbeit muß bei den Deutschlandmüden im neuen Berlin nicht geleistet werden. Sie wissen sehr wohl, warum sie weg wollen, und möglichst weit. Sie fliehen vor Umweltverschmutzung und dem Moloch Großstadt. Das Schiff treibt in ihren Augen ruderlos auf ein Riff zu. Da sie aber selbst treiben, sind sie auf der Suche nach weniger stürmischen Seen. Die Umweltflüchtlinge empfinden weder große Sympathien für die bundesrepublikanische Gesellschaft, noch sind sie ihr spinnefeind. Sie betreiben privates Krisenmanagement und können sich das aufgrund von Bildung oder Vermögen leisten. Mit einem Gefühl der Ohnmacht doktern sie an den Symptomen herum, ohne sich mit den Ursachen auseinandersetzen zu wollen. Überraschend ist das nicht, denn dieses Verhalten wird ihnen täglich vorgelebt. Sie wollen nicht aussteigen, sie wollen nur woanders einsteigen. Nach dem Prinzip »Umsteigen« wollen sie es sich mit einem Hauch von Endzeitstimmung am anderen Ende der Welt bequem machen. Die Sehnsucht nach einer besseren Lebensqualität ist stärker als die Vernunft. Heute scheint Neuseeland eine Rettung vor verpesteter Luft und schmutzigen Flüssen. Aber auch am anderen Ende der Welt fehlt der Atmosphäre schon Ozon. Wohin, bitte, wandern wir morgen aus? Ralf Knüfer
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