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Einmal das Emma-Peel-Pack bitte

■ 2. Mädchen- und Frauensportwoche: B.A.T. Freizeitforschungs-Institut attestiert Frauen großen freizeitsportlichen Nachholbedarf/Im Oktober besteht bei der Frauensportwoche des HSB die Gelegenheit...

: B.A.T Freizeitforschungs–Institut attestiert Frauen großen freizeitsportlichen Nachholbedarf / Im Oktober besteht bei der Frauensportwoche des HSB die Gelegenheit 47 Sportarten auszuprobieren

Morgen, drei Monate vor Beginn der 2. Mädchen- und Frauensportwoche des Hamburger Sportbundes (HSB), starten die Olympischen Sommerspiele. Sportlerinnen sind, medial in alle Wohnzimmer transferiert, wie selbstverständlich dabei.

Das war nicht immer so: Noch bis 1960 wurden Frauen beispielsweise für die Teilnahme am 800-Meter Lauf für zu schwach befunden. Vorurteile dieser Coleur halten noch heute viele Frauen davon ab, ihren „großen freizeitsportlichen Nachholbedarf“, attestiert in einer Studie des B.A.T. Freizeitforschungs-Instituts, außerhalb des ästhetisch besetzten Turn- und Gymnastikbereiches zu stillen. Über derlei ideologische Einschränkungen setzten sich die Teilnehmerinnen der ersten Frauensportwoche hinweg. Die 2000 Akteurinnen präferierten Natursportarten der exclusiveren Art, wie Fallschirmspringen, Segelfliegen oder Tauchen. Mithin ein Beleg dafür, daß sich die Angebotsstruktur der Hamburger Vereine den Bedürfnissen der Frauen entsprechend wandeln muß, wenn sich deren Unterrepräsentanz in fast allen der im HSB vertretenen 47 Sportarten verringern soll. Ein mit Widerständen behaftetes Unterfangen, da die Gestaltung der Strukturen im Sport nach wie vor den Männern obliegt: Unter den Vorsitzenden der im Deutschen Sportbund zusammengeschlossenen Vereine finden sich nur fünf Prozent Frauen. Verhältnisse, die die Organisatorinnen durch die erweiterte Neuauflage des stark nachgefragten Bewegungsprojektes zu verändern trachten. Über die Praxis wollen die Initiatorinnen, hauptsächlich aus dem HSB-Ausschuß „Frauen im Sport“ stammend, die Frauen inspirieren, selbst Vereinsstrukturen ihren Interessen gerecht zu verändern. Als erster Erfolg ist sicherlich die

Durchsetzung der zweiten Frauensportwoche im, ansonsten für Schwerfälligkeit gegenüber sportlichen Innovationen bekannten Hause des HSB zu werten. Die interessierte weibliche Bevölkerung hat jedenfalls vom 23.Oktober bis zum ersten November erneut die Möglichkeit, innerhalb von Schnupperkursen bestehende Sportangebote kostenlos zu erproben, durch Workshops Neues kennenzulernen

und sich auf Diskussionsforen und Lesungen, beispielsweise mit unter dem Titel „Lesben-Sport-Widerstand“, über aktuelle Themen des Mädchen- und Frauensportes zu informieren. Das Aktionsangebot umfasst hierbei sehr polare Bewegungsmöglichkeiten. Es ist denkbar, ein Emma-Peel-Pack zu absolvieren (Selbstverteidigung, Fallschirmspringen, Kleinkaliberschießen) oder sich in meditativeren

Sportarten wie Schach oder Kundalini zu üben. Medial erweitert wurde das diesjährige Programm durch eine Filmreihe im 3001 Kino zum Thema „Frauen im Sport“. Gezeigt werden Filme, die, wie die hauptamtliche Organisatorin der 2. Mädchen- und Frauensportwoche Astrid Mehrer erläutert, „den sexistischen Klischees über Frauen im Sport, die so viele Medien verbreiten, etwas entgegensetzen sollen.“

Das Finale der unter dem Motto „Frauen in Bewegung“ firmierenden Aktion wird mit einem Sport- und Kulturfest im Curio-Haus begangen - exclusiv für die weibliche Bevölkerung wie alles innerhalb der 10tägigen Veranstaltungsreihe. Detaillierte Informationen sind dem am 21. September erscheinenden 20 seitigen Programmheft der 2. Mädchen- und Frauensportwoche zu entnehmen. Helen Harper

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