piwik no script img

Die Schönheit der sieben lüsternen Katzen

■ Holzschnitte von dem Brasilianer Henrique Lemes in der Galerie „El Patio“

Die Galerie „El Patio“, deren Engagement für südamerikanische KünstlerInnen von der Kulturbehörde durch Bewilligung einer der raren ABM-Stellen anerkannt wurde, zeigt jetzt 17 Holzschnitte des jungen Brasilianers Henriques Lemes.

Eine beeindruckende Sammlung, die jemanden, der osteuropäische Kinderbuchillustrationen kennt, seltsam vertraut berühren kann. Zu den Vorbildern von Henrique Lemes, der 1987 den anerkannten Kunstpreis vom „Salon Sao Paulo“ erhielt, gehören denn auch nicht nur der Brasilianer Fernandes Ciro, sondern ebenso der Pole Anton Babinsky.

Ein kleiner Junge mit dunkelgroßen Augen sitzt auf einem hohen roten Holzstuhl und umfaßt mit der einen Hand haltsuchend sein Knie. Ein einsames Kind, zufällig aus Brasilien. Ein Gaukler mit breitem Hut und melancholischem Gesicht bläst grüne Seifenblasen. Ein Knabe mit einem Vogelkäfig in der Hand zieht eine „Cardao de Catos“, eine „Katzenkette“, bestehend aus sieben lüsternen Katzen, hinter sich her.

„Mit jedem meiner Bilder erzähle ich eine Geschichte“, sagt Henrique Lemes, „Geschichten, die zu mir gehören.“ Die meisten Menschen auf seinen Bildern, ob sie mit Fischen und Vögeln spielen oder nur gelassen und überaus nachdenklich an den BetrachterInnen vorbeiblicken, wirken sanft und traurig und sind sehr jung.

Henrique Lemes lebt als freier Künstler in Sao Paulo. Er ist Buchillustrator, hat mehrere Bilder in den Museen Brasiliens hängen und macht große Täfelungen für private und öffentliche Häuser. Sein preisgekrönter Holzschnitt „Dia de chuva“ (Regentag) von 1983 zeigt, daß er erstaunlich früh seinen Stil gefunden hat: Vater, Mutter und Kind stehen, mit abwesendem Blick in verschiedene Richtungen blickend, unter einem großen Regenschirm, der ihre Trauer schützt. Holzschnittschön, und - so Lemes — ohne politischen Anspruch.

Auf den Ausstellungen in Brasilien habe trotzdem gerade dieses Bild Erstaunen und bewegte Diskussionen ausgelöst, sagt er. Warum? „Weil es die Traurigkeit der Menschen ausdrückt, nicht nur in der Regenzeit.“ Cornelia Kurth

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen