: Detlef Albers, der Königsmacher
■ Neues von der Wahl zum Ortsamtsleiter Neustadt
Warum wurde die SPD-Frau Silvia Weinert nicht Ortsamtsleiterin in der Neustadt? Diese Frage treibt seit letzten Dienstag nicht nur die Sozis um, sondern auch die übrigen Parteien.
„Wir haben zunächst unseren eigenen Ohren nicht getraut“, versicherte Jörg Jäger von der der Neustädter CDU-Fraktion, als nach dem ersten Wahlgang von den Sozis die Funkmeldung kam: Weinert raus, Fischer rein. Mit 16 Stimmen von 17 nötigen war die Sozialdemokratin aus der östlichen Vorstadt im ersten Wahlgang knapp gescheitert. Doch mit diesem Ergebnis war gleichzeitig klar: Im zweiten Wahlgang, wo die Mehrheit der abgegebenen Stimmen ausreichen würde, wird Weinert die Wahl gewinnen.
Pustekuchen. Mit 19 Stimmen wurde Konkurrent Klaus-Peter Fischer Wahlsieger, der im 1. Wahlgang gerade noch drei Stimmen bekommen hatte. Weinert konnte noch ganze fünf Stimmen auf sich ziehen. Was war geschehen?
„Ich kann mir diese öffentliche Demontage einer SPD-Genossin nicht erklären“, wunderte sich eine Genossin nach der Wahl, ein anderer erklärte gar: „Da muß sich der Landesvorstand mit beschäftigen. So ein Schlag ins Gesicht ist lange nicht passiert“. Nur Beiratssprecher und SPD-Politiker Albers hatte eine einfache Erklärung für das Wahlverhalten. „Nachdem Frau Weinert im ersten Wahlgang nicht durchsetzbar war, wollten wir auf jeden Fall im zweiten Wahlgang eine deutliche Mehrheit schaffen. Darum haben wir uns auf den parteilosen Fischer geeignet.“
Tatsächlich ist Silvia Weinert wohl bewußt abgesägt worden. Die 16 Stimmen aus dem ersten Wahlgang stammten nämlich nicht von der SPD, sondern auch von den Grünen (4). SPD minus Grüne ergibt 12 Stimmen. Zwölf sozialdemokratische Stimmen bedeuten aber auch zwei Partisanen, die sich dem Fraktionszwang, Weinert zu wählen, nicht unterworfen haben (insgesamt haben beide SPD-Beiräte 14 Stimmen). Bereits am Abend der 1. Wahl war die Fraktion gegen Weinert in einer internen Abstimmung auf 5 Stimmen gewachsen.
Von Beiratssprecher Albers soll der Vorschlag für den parteilosen Klaus-Peter Fischer gekommen sein. Dem Vernehmen nach war Fischer, ein Duzfreund von Detlef Albers, von Anfang an der Kandidat des Beiratssprechers. In der Fraktion streute er das Gerücht, bei den anderen Fraktionen sei Weinert nicht durchsetzbar. Weil aber Fischer wiederum bei den Genossen im ersten Wahlgang nicht durchsetzbar war, mußte der Umweg über eine 2. Wahl gegangen werden. Denn nur so war sichergestellt, daß die CDU und möglicherweise Teile der FDP und Grünen die fehlenden sozialdemokratischen Stimmen aufheben würden. Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen