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Wedemeier „Belastung für Bremen“

■ CDU-Umfrage bestätigt dramatische Verluste für SPD und Wedemeier

Parallel zu buten&binnen (vgl. taz 16.9.) hat auch die Bremer CDU-Fraktion eine Umfrage in Auftrag gegeben, um sich die schlechte Stimmung in der Bevölkerung über die Ampel-Koalition bestätigen zu lassen. Erstaunlicherweise fördern Umfragen immer etwas erfreuliches über die Auftraggeber zutage: Hohe Kompetenz, fand das Mannheimer ipos-Institut, trauen die Bremer und BremerInnen der CDU in zentralen Politikbereichen wie Finanz- und Wirtschaftspolitik zu. Dies schlägt sich allerdings nicht in einer guten Bewertung für den Spitzenkandidaten und Finanz-Sprecher Ulrich Nölle nieder: seine Sympathie-Punkte rutschten um 2/3 des Wertes aus dem Dezember 1991 ab und liegt in der Skala, die von minus 5 bis plus 5 reicht, bei plus 0,1.

Völlig abgerutscht auch nach der ipos-Umfrage sind die Werte für die Bremer SPD: Wedemeier lag in derselben Skala vor einem Jahr noch bei 1,2 und rutschte auf minus 0,1. Wie die infas-Umfrage gibt ipos der SPD heute bei Wahlen nur noch 33 Prozent. Beide Umfragen ergeben, daß die CDU von SPD-Tief praktisch nicht profitiert, nur die Grünen können sich als Prozent-Gewinner der Ampel-Koalition betrachten: Sie haben auch bei der ipos-Umfrage 15 Prozent-Punkte.

Im Auftrage der CDU erfragte ipos auch die Meinung der Bremer zu der Alternative Ampel- Große Koalition. Das Ergebnis hätte die CDU nicht besser erfinden können: Während im November immerhin 30 Prozent der Befragten einer Ampel-Koalition den Vorzug gaben, sind es heute nur noch 25 Prozent. Von 54 Prozent auf 64 Protent gestiegen ist derweil die Zustimmung für eine Große Koalition.

Sogar 55 Prozent der SPD-Anhänger würden eine Große Koalition befürworten, fanden die Meinungsforscher, 70 Prozent der FDP-Anhänger und immerhin 34 Prozent der Grünen-WählerInnen. Diese Frage stellte ipos offenbar nach der Frage, welche Koalition mehr für Bremen in Bonn ausrichten könne. Und hat die Kohl-Partei einen großen Vorsprung auch bei SPD-und Grünen-Anhängern.

Erstaunlicherweise haben die abgefragten Meinungen wenig Einfluß auf die politische Eintscheidung der WählerInnen: Die drei Parteien, die zur Ampel stehen, haben insgesamt 57 Prozent der Wählerstimmen. Und die CDU hätte nach wie vor in Bremen mit der FDP allein rein rechnerisch keine Chance, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden.

So hatte es etwas gequältes, als CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Kudella vor der Presse sein Angebot zu einer Großen Koalition wiederholte. „Wedemeier als Person ist eine Belastung für das Land Bremen“, formulierte Kudella. Daß das bedeuten würde, daß für die CDU eine Große Koalition nur ohne Wedemeier denkbar ist, wollte er damit allerdings nicht gesagt haben: Alles käme auf das Sachprogramm an, meinte Kudella.

Auf die Frage, ob Nölle trotz des Sympathie-Verlustes „der Mann“ der CDU im Falle einer Großen Koalition sei, gab Kudella allerdings keine klare Antwort. K.W.

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