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Keine Prügelknaben

■ FC St. Pauli: Boykott des Auswärtsspiels in Chemnitz / Dafür: Sonnabend 14.30 Uhr Radiopaadie am Millerntor / Heisig kommt nicht

: Boykott des Auswärtsspiels in Chemnitz / Dafür: Sonnabend 14.30 Uhr Radiopaadie am Millerntor / Heisig kommt nicht

„Wir sind Fans, keine Hooligans“, schallt es oft durch die Städte, die die Anhänger des FC St.Pauli anläßlich der Auswärtsspiele ihres Klubs visitieren. In Chemnitz werden diese Rufe am Samstag nicht zu hören sein.

Aus Furcht vor Angriffen aus dem rechten Spektrum in den neuen Bundesländern wurde vom Fanladen keine Auswärtsfahrt nach Chemnitz organisiert. Die als eher links einzustufenden Pauli-Fans wären nach Aussage von Sven Brux, offiziellem Fanbeauftragten des FC, ein zu leichtes Ziel für politisch motivierte Übergriffe.

In Chemnitz wollte man das alles gar nicht so recht wahrhaben. Der Präsident des sächsischen Fußball- Klubs, Werner Thomßen, wirkte entsetzt ob der Hamburger Fan- Aktion: „Alles Panikmache! Bei uns im Sportforum ist es noch nie zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans gekommen.“ Die Anhänger des Chemnitzer FC sind es auch nicht, die den St. Pauli-LiebhaberInnen den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Vielmehr befürchten die hanseatischen Rundlederfetischisten Übergriffe der rechtsradikalen Szene in der vormaligen DDR. Wie mobil die fremdenfeindlichen Gewalttäter in Neu-Fünf-Land sein können, weiß man nicht erst seit Rostock. Wäre es nicht einmal eine interessante Abwechslung, nicht immer nur auf Asylantenheime loszugehen, sondern endlich einmal ein bewegtes Ziel mit Gegenwehr zu haben?

Die Verärgerung seitens des Chemnitzer FC ist jedoch nicht ganz unverständlich. Hat man es beim FC St.Pauli doch versäumt, sich mit den dortigen Verantwortlichen in Verbindung zu setzen und über die Angelegenheit zu reden. „Das ganze ist sehr unglücklich gelaufen“, gab dann auch Vize-Präsident Christian Hinzpeter zu. Doch man will wohl mit gemeinsamen Fan-Aktivitäten zum Rückspiel diese Scharte wieder auswetzen. Das ist wohl auch notwendig, ist man seitens der Fans der Chemnitzer Kicker arg enttäuscht. „Wir hatten uns wirklich auf einen Austausch mit den St.Pauli-Anhängern gefreut“, so das sächsische Pendant zu Sven Brux, Matthias Kaden.

Marco Harder, Organisator von Auswärtsfahrten per Omnibus, hat keine Furcht ins Sächsische zu fahren. „ Als die Fans des VfL Wolfsburg in Chemnitz waren, ist auch nichts passiert.“ Aber die Fans des VfL sind eben nicht die, die auch bei Solidaritäts-Aktionen für die Hafenstraße mitwirken. Harder indes kann bei diesem Auswärtsspiel lediglich zwei Autos besetzen. Denn: Wer möchte es schon riskieren, sich für 50 Mark Fahrtkosten zusammenschlagen zu lassen.

So werden am Samstag die Fans des FC St.Pauli wie gewohnt zum Millerntor pilgern, um ab ca. 15.15 Uhr der Radio-Übertragung von Berufs-Fan Brux und Michael Fritz (OK-Radio) zu lauschen und ihre Gesänge vor dem verlassenen grünen Rasen anzustimmen.

Diese Gesänge wird Jochen Heisig, arbeitsloser Stürmer, den Trainer Lorkowski unbedingt verpflichtet wissen wollte, wohl als Spieler nicht erleben dürfen. Denn: Präsident Weisener ist nicht bereit , weiter zu investieren. Da der Verein laut DFB-Auflage sich nicht weiter verschulden darf, sollte Heisig über dritte finaziert werden. Das platzte, so daß Lorko mit dem auskommen muß, was er hat. In der Nürnberg-Form könnte das ja auch genügen... Andreas Hoffmann

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