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Pflicht, Neigung und Untergang

■ Wie schon 1991 kommt eine Operninszenierung der „opera piccola“ nur als Skandal zustande

„Ein neues Team um Dr. Petrus Herberstein, dem Leiter der opera piccola, stürzt sich gemeinsam in die kommende Spielzeit“... so hoffnungsfroh klang noch eine Pressemitteilung der Bremer opera piccola vom August dieses Jahres. Ein breites Programm mit jungen Theatertalenten und Musikern war geplant, in Zusammenarbeit mit der Hamburger Regisseurin Christa Leiffheidt. Und vor allem sollte am 24.9.92 im „Modernes“ die Aufführung einer exzentrischen Operkostbarkeit stattfinden: „Armida“ von Joseph Haydn, ein Stück um Krieg und Liebe, Pflicht, Neigung und Untergang. Ganz aus dem opera-piccolo-Leben gegriffen.

Aus dem „gemeinsamen“ Sturz in die Spielzeit nämlich ist ein kapitaler Absturz geworden, bei dem sich alle Beteiligten die Köpfe gestoßen haben. Es wird eine bloß konzertante Aufführung geben, denn: „Ich mach nicht mehr mit“, sagt Regisseurin Christa Leiffardt, „es sind unmögliche Zustände. Herr Herberstein will offensichtlich Laientheater — ich aber habe eine minutiöse Choreographie ausgearbeitet. Herberstein hat nichts geplant, hat keine Ahnung vom Dirigieren und mischt sich auf absurde Weise in die Regiearbeit ein. Wir haben schon vier Stunden Gruppensitzung bei einer Therapeutin gemacht — alles vergeblich.“

Den Ausschlagpunkt für den Abbruch der Zusammenarbeit gab die katastrophale Raumsituation auf der Bühne des „Modernes“. General- und Hauptproben fielen aus. „Ich habe ein Raumtheater inszeniert, aber die Bühne war vollgestellt mit einer kompletten Musikanlage von vorigen Gruppen“, erklärt Christa Leiffheidt. „Wir sollten alles vor dem roten Vorhang proben, lächerlich! Ich werde Schadensersatzforderungen stellen und habe außerdem einen neuen musikalischen Leiter im Hintergrund. Meine Aufführung soll nicht verloren gehen. Wir suchen einen neuen Auftrittsort. Die Sänger und Musiker werden mitmachen.“

Nun hat Petrus Herberstein einen berühmt-berüchtigten Ruf als chaotischer und unverantwortlicher Aufführungsleiter (s. Dokumentation aus dem Jahr 1991, Kasten unten). Auch jetzt gibt es, nach den Worten des Fagottisten und Orchestersprechers Thomas Neffgen, in Herbersteins Orchester eine breite passive Front von Sängern und Musikern gegen ihren Leiter. Das sind zum größten Teil StudentInnen, die entweder vertraglich gebunden sind oder auf den Probenlohn von jeweils 50 Mark nicht verzichten können. „Trotzdem dachte ich“, so Christa Leiffeidt, „daß der Mann nur eine gute Regisseurin braucht, damit gute Aufführungen entstehen können. Irrtum.“

Petrus von Herberstein nimmt den Abgang seiner Regisseurin hin. „Ich mache solche Aufführungen“, sagt er, „weil ich gerne dirigiere und die Musik liebe. Mit Frau Leiffheidt hatte ich künstlerische Auseinandersetzungen, ja, aber ich kann ihre Arbeit anerkennen.“

Eine Versöhnung wird es wohl kaum geben. Christa Leiffheidt las den taz-Artikel zu Helbersteins letztem Theaterskandal im Herbst 91: „Das gleiche. Haargenau das gleiche!“

Cornelia Kurth

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